Ärzteschaft

Ausländische Ärzte besorgt über Erstarken der AfD

  • Donnerstag, 12. September 2024
/bongkarn, stock.adobe.com
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Erfurt – Das starke Abschneiden der AfD bei den jüngsten Thüringer Landtagswahlen ist für viele ausländi­sche Ärzte im Freistaat ein Grund zur Sorge.

„Sie schauen sich jeden Tag die Nachrichten an und wollen wissen, wohin die Reise geht“, sagte Samer Matar, der ein Gründungsmitglied der Syrischen Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland ist, bei einem Gespräch in Erfurt.

Nach Angaben der Landesärztekammer kommt etwa jeder vierte Klinikarzt in Thüringen aus dem Ausland. Einzelne ausländische Mediziner seien zuletzt bereits wegen des hiesigen gesellschaftlichen Klimas aus Thüringen weggezogen, sagte Matar.

Ähnlich äußerte sich auch ein Kardiologe, der am Universitätsklinikum Jena arbeitet, Anas Jano. „Es geht bei den ausländischen Ärztinnen und Ärzten vor allem um eine langfristige Perspektive“, sagte er.

Sie wollten nicht nur gute berufliche Möglichkeiten für sich selbst, sondern auch entsprechende Aussichten etwa für ihre Kinder haben. Für viele von ihnen sei die Lage momentan zwar noch gut. „Aber wie sieht es in zehn Jahren aus?“, sagte Jano. Viele seiner Kollegen fragten sich, ob sie dann das Land vielleicht doch verlas­sen müssten.

Die in Thüringen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD war bei der jüngs­ten Landtagswahl auf einen Zweitstimmenanteil von etwa 33 Prozent gekommen und damit mit Abstand die stärkste politische Kraft im Freistaat geworden.

Der Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Thüringen, Matthias Zenker, warnte trotz des Wahlergeb­nisses vor voreiligen Schlussfolgerungen und appellierte an ausländische Ärzte: „Haben Sie Vertrauen: Die Ärzteschaft insgesamt braucht Sie als Kolleginnen und Kollegen.“

Zenker und der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, Rainer Poniewaß, forderten, die Zulassung von ausländischen Ärzten in Thüringen müsse schneller und weniger bürokratisch passieren. „Auch das ist Ausdruck einer Willkommenskultur“, so Poniewaß.

dpa

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