Gesundheit

Ausländische Ärzte starben häufiger an COVID-19

  • Montag, 14. Juni 2021

Einwanderer haben es in allen Berufen schwer. In der Regel müssen sie sich zunächst mit Jobs begnügen, für die sich Einheimische zu schade sind. Häufig sind es riskante Tätigkeiten, die sogar mit einem Risiko für Leib und Leben verbunden sein können. Ärztinnnen und Ärzte machen hier keine Ausnahme, auch wenn ihre beruflichen Risiken selten thematisiert werden. Die Pandemie könnte dies geändert haben.

Einem Team um Abraham Verghese von der Stanford University in Palo Alto/Kalifornien war aufgefallen, dass in den Listen der verstorbenen Mediziner, die die Tageszeitung The Guardien und die Internet-Portale MedPage und Medscape veröffentlicht haben, auffallend viele sogenannte „international medical graduate“ (IMG) waren, also Ärzte, die ihre Ausbildung im Ausland absolviert hatten.

In der Regel sind dies Einwanderer, die der Karriere wegen oder aus wirtschaftlicher Not ihre Zukunft in den USA gesucht und gefunden haben – bevor ihr Lebensweg unvermittelt durch SARS-CoV-2 gestoppt wurde.

Eine Analyse ergab, dass von den 132 an COVID-19 gestorbenen Mediziner 59 (45 %) zur Gruppe der IMG gehörten. Der Anteil war fast doppelt so hoch wie der Anteil der IMG an allen Ärzten, der bei etwa 25 % lag. Verghese ermittelt eine Risk Ratio von 1,80, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,51 bis 2,21 signifikant war. Am größten war das Missverhältnis in New York. Dort gehörten 24 von 40 COVID-19-Todesfälle (60 %), die die Medien ermittelt hatten, zu den IMG.

Der Anteil der IMG an allen Ärzten liegt in New York bei 37 %. Dies ergibt eine Risk Ratio von 1,60; 1,26 bis 2,09). Auch in New Jersey (9 von 18 Ärzten), Florida (6 von 14 Ärzten) und Texas (3 von 6 Ärzten) waren auffällig viele IMG unter den COVID-19-Opfern. Die Fallzah­len waren hier jedoch für eine statistische Signifikanz zu gering.

Die Studie kann leider nicht klären, worauf die besonderen beruflichen Risiken beruhen, da ihnen über das Fachgebiet hinaus keine Informationen zum beruflichen Umfeld zur Verfügung standen. Es steht aber zu vermuten, dass die IMG als Primärärzte, Kinderärzte, Gynäkologen oder Allgemeinchirurgen häufiger Kontakt zu Risiko-Patienten hatten, was sich während der Pandemie als tödliches Risiko erwies.

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