Politik

Ausländische Fachkräfte sollen umworben werden

  • Dienstag, 17. Dezember 2019
Hubertus Heil (SPD, links), Bundesminister für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz (SPD, Mitte), Bundesminister der Finanzen, und Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin, nehmen an einem Gipfel zur Förderung der Fachkräftegewinnung aus Drittstaaten in das Bundeskanzleramt teil. /picture alliance, Gregor Fischer
Hubertus Heil (SPD, links), Bundesminister für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz (SPD, Mitte), Bundesminister der Finan­zen, und Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin, nehmen an einem Gipfel zur Förderung der Fachkräftegewinnung aus Drittstaaten in das Bundeskanzleramt teil. /picture alliance, Gregor Fischer

Berlin – Die Bundesregierung will im Schulterschluss mit der Wirtschaft mehr ausländi­sche Fachkräfte ins Land locken. „Es ist dringend notwendig, dass wir ein solches Gesetz haben“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern mit Blick auf den Fachkräfte­mangel in Deutschland in vielen Berufen.

„Wir gehen das Problem an.“ Das neue Gesetz zur Einwanderung von Fachkräften solle ein Erfolg werden, sagte Merkel nach einem Spitzentreffen der Regierung mit Wirtschaft und Gewerkschaften im Kanzleramt.

Es gebe weltweit einen großen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte, sagte die Kanz­le­rin. Deutschland müsse attraktive Arbeitsbedingungen bieten und ein attraktives Umfeld. „Auf jeden Fall ist das wirklich Wichtige, dass wir in den Drittländern als ein weltoffenes, als ein interessiertes Land rüberkommen.“

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz tritt am 1. März 2020 in Kraft und soll qualifizierten Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten den Weg nach Deutschland erleichtern. Bei dem Spit­zentreffen wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, damit das Gesetz schnell wir­ken kann.

Visaverfahren beschleunigen

So sollen zum Beispiel Visaverfahren beschleunigt und die Möglichkeiten verbessert wer­den, dass Fachkräfte Deutsch lernen. Vor allem bei Pflegefachkräften hatten lange Ver­fah­ren für Visa in den vergangenen Wochen für erhebliche Kritik gesorgt. Daneben geht es um die Anerkennung von Berufsab­schlüss­en.

Merkel sagte, sie wolle nicht darüber spekulieren, wie viele Fachkräfte aus dem Ausland nötig seien. Alleine das Handwerk aber könne 250.000 offene Stellen besetzen. Bundes­finanzminister Olaf Scholz (SPD) sprach von einem „weitreichenden“ Schritt in der Ge­schichte Deutschlands. „Wir akzeptieren, Einwandungsland zu sein.“ Merkel nannte das Gesetz einen Paradigmenwechsel.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte: „Es ist überall spürbar, in ganz vielen Bereichen, dass wir mehr Wirtschaftswachstum haben könnten, wenn genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stünden.“ Es seien Pilotprojekte geplant zur An­werbung von Fachkräften in Brasilien, Indien und Vietnam. Die Zuwanderung solle in „sozialverträglicher Weise“ gelingen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte, es gehe auch darum, das Fachkräftepo­ten­zial in Deutschland zu verbessern. Daneben aber sei Zuwanderung auch aus Nicht-EU-Staaten nötig. Es solle keine Einwanderung in die Sozialsysteme geben, sagte Heil. Er warnte vor „rechtspopulistischer Stimmungsmache“.

Zuvor hatte AfD-Fraktionschefin Alice Weidel kritisiert: „Mit der geplanten Anwerbung von Fachkräften im Ausland wird sich das Problem der Zuwanderung in die Sozialsysteme weiter verschärfen. Am Ende wird es heißen: Wir riefen Fachkräfte und Sozialhilfeem­pfän­ger kamen.“ Es sei sinnvoller, die Abwanderung von Fachkräften aus Deutschland zu stoppen.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sagte, die Wirtschaft brauche das neue Gesetz. Anfang der 2030er-Jahre gebe es wegen der demografischen Entwicklung sechs Millionen weni­ger Erwerbstätige aus der deutschen Bevölkerung. Ganz wichtig sei es, dass sich die Men­schen in Deutschland zuhause fühlen könnten.

In der Absichtserklärung heißt es, das „inländische Potenzial“ bleibe „die wichtigste Stell­schraube“ beim Versuch, dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Gleichzeitig wird Deutsch­land immer stärker auf die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte angewiesen sein. Aus­ländische Beschäftigte stellen schon jetzt einen wichtigen Teil der Belegschaften in Deutschland und tragen maßgeblich zum Wohlstand Deutschlands bei.“

Die Bundesregierung hofft, dass ihr Informationsportal „Make it in Germany“ mit Hotline und Jobbörse stärker genutzt wird und Unternehmen mehr Stellenangebote für auslän­di­sche Fachkräfte melden. Da ausländische Berufsabschlüsse nicht immer mit deutschen Abschlüssen vergleichbar sind, soll die Wirtschaft mit eigenen Bildungseinrichtungen und mit Unterstützung in Betrieben bei der Qualifikation helfen.

Unternehmen in Deutschland sehen den Fachkräftemangel als erhebliches Problem. In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) gaben 56 Pro­zent der Unternehmen an, dass dies das größte Geschäftsrisiko darstelle. Ein Drittel der Unternehmen hat demnach in den vergangenen Jahren bereits ausländische Fachkräfte aus der EU sowie aus Nicht-EU-Staaten eingestellt.

dpa/may

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung