Urologen noch gegen allgemeine Empfehlung zum PSA-Screening

Berlin – In der Diskussion um den PSA-Test haben die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU) jetzt ein Zwischenfazit gezogen. „Für eine allgemeine Screening-Empfehlung ist die Zeit noch nicht reif“, sagte der BDU-Präsident Axel Schroeder.
DGU, BDU und der Bundesverband Prostatakrebs-Selbsthilfe (BPS) teilen die Einschätzung, dass abgewartet werden sollte, bis die Datenlage zu dem Test so stark ist, dass die Aussichten auf ein positives Votum des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), das Screening als Regelleistung in den Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufzunehmen, hoch genug sind. „Bis dahin wollen wir weiter gemeinsam an der öffentlichen Wahrnehmung und objektiven Einschätzung und Bedeutung des PSA-Wertes arbeiten, aber auch alternative Früherkennungsuntersuchungen des Prostatakarzinoms wissenschaftlich weiter untersuchen“, sagte DGU-Pressesprecher Christian Wülfing.
Neue Erkenntnisse
Hintergrund der neuerlichen Diskussion ist die Neubewertung der PLCO-Studie 2016: Nachdem die Studie publiziert war, stellte sich inzwischen heraus, dass sich 90 Prozent der angeblich Nicht-Getesteten entgegen dem Studienprotokoll doch haben testen und, wenn erforderlich, auch therapieren lassen. In der Studie wurden demnach zwei Gruppen verglichen, die beide fast gleich häufig PSA-getestet wurden.
„Es verwundert nicht, dass dabei kein relevanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen gefunden werden konnte. Diese Erkenntnisse haben in der Zusammenschau mit der aktualisierten Auswertung der ERSPC-Studie international eine Neubewertung des Stellenwertes des PSA-Tests eingeleitet“, erläuterte der Generalsekretär der DGU, Maurice Stephan Michel. In der ERSPC-Studie wurde durch das Screening bei knapp 350 von 10.000 Männern ein Prostatakarzinom entdeckt. So konnte die Prostatakrebsmortalität durch ein PSA-Screening in 13 Jahren um rund 20 Prozent gesenkt werden.
DGU und BDU empfehlen den Test im Augenblick „durch einen Facharzt für Urologie gut informierten Patienten“. „Der sogenannte Baseline-PSA im Alter von 40 oder 45 Jahren gibt eine gute Information über das individuelle Risiko, irgendwann später an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Je nach Höhe dieses Wertes, insbesondere wenn bei jüngeren Männern in der Familie ein Prostatakarzinom bereits vorkam, kann angemessen reagiert werden“, sagte der DGU-Präsident Tilman Kälble. Von dieser Konstellation hängen auch die Kontrollintervalle ab, die bis zu fünf Jahre betragen und lebensrettend sein können.
DGU und BDU weisen darauf hin, dass die US Preventive Services Task Force (USPSTF) ihr negatives Urteil zu dem Test aus dem Jahre 2012 aktuell relativiert habe: Risiken und Nutzen seien demnach fast ausgeglichen; Männer zwischen 55 und 69 Jahren sollten gemeinsam mit ihrem Arzt eine individuelle Entscheidung über den PSA-Test treffen.
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