Ärzteschaft

Urologen noch gegen allgemeine Empfehlung zum PSA-Screening

  • Mittwoch, 3. Mai 2017
PSA-Test /Sherry Young, stock.adobe.com
/Sherry Young, stock.adobe.com

Berlin – In der Diskussion um den PSA-Test haben die Deutsche Gesellschaft für Urolo­gie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU) jetzt ein Zwischenfazit gezogen. „Für eine allgemeine Screening-Empfehlung ist die Zeit noch nicht reif“, sagte der BDU-Präsident Axel Schroeder.

DGU, BDU und der Bundesverband Prostatakrebs-Selbsthilfe (BPS) teilen die Ein­schät­zung, dass abgewartet werden sollte, bis die Datenlage zu dem Test so stark ist, dass die Aussichten auf ein positives Votum des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), das Screening als Regelleistung in den Katalog der gesetzlichen Krankenversiche­rung auf­zu­nehmen, hoch genug sind. „Bis dahin wollen wir weiter gemeinsam an der öffentlichen Wahrnehmung und objektiven Einschätzung und Bedeutung des PSA-Wertes arbeiten, aber auch alternative Früherkennungsuntersuchungen des Prostata­karzinoms wissen­schaftlich weiter untersuchen“, sagte DGU-Pressesprecher Christian Wülfing.

Neue Erkenntnisse

Hintergrund der neuerlichen Diskussion ist die Neubewertung der PLCO-Studie 2016: Nachdem die Studie publiziert war, stellte sich inzwischen heraus, dass sich 90 Prozent der angeblich Nicht-Getesteten entgegen dem Studienprotokoll doch haben testen und, wenn erforderlich, auch therapieren lassen. In der Studie wurden demnach zwei Gruppen verglichen, die beide fast gleich häufig PSA-getestet wurden.

„Es verwundert nicht, dass dabei kein relevanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen gefunden werden konnte. Diese Erkenntnisse haben in der Zusammenschau mit der aktualisierten Auswertung der ERSPC-Studie international eine Neubewertung des Stellenwertes des PSA-Tests eingeleitet“, erläuterte der Generalsekretär der DGU, Maurice Stephan Michel. In der ERSPC-Studie wurde durch das Screening bei knapp 350 von 10.000 Männern ein Prostatakarzinom entdeckt. So konnte die Prostata­krebs­mortalität durch ein PSA-Screening in 13 Jahren um rund 20 Prozent gesenkt werden.

DGU und BDU empfehlen den Test im Augenblick „durch einen Facharzt für Urologie gut informierten Patienten“. „Der sogenannte Baseline-PSA im Alter von 40 oder 45 Jahren gibt eine gute Information über das individuelle Risiko, irgendwann später an einem Pros­tatakarzinom zu erkranken. Je nach Höhe dieses Wertes, insbesondere wenn bei jüngeren Männern in der Familie ein Prostatakarzinom bereits vorkam, kann ange­mess­en reagiert werden“, sagte der DGU-Präsident Tilman Kälble. Von dieser Konstella­tion hängen auch die Kontrollintervalle ab, die bis zu fünf Jahre betragen und lebens­rettend sein können.

DGU und BDU weisen darauf hin, dass die US Preventive Services Task Force (USPSTF) ihr negatives Urteil zu dem Test aus dem Jahre 2012 aktuell relativiert habe: Risiken und Nutzen seien demnach fast ausgeglichen; Männer zwischen 55 und 69 Jahren sollten ge­meinsam mit ihrem Arzt eine individuelle Entscheidung über den PSA-Test treffen. 

hil

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