Medizin

Bauchaorten­aneurysmen: Für immer weniger Menschen im Krankenhaus ein Todesurteil

  • Dienstag, 6. Juni 2017

München – Zwar ist die Zahl der ruptierten abdominalen Aortenaneurysmen (rAAA) rückläufig, doch werden immer mehr Patienten mit nicht ruptierten AAA im Kranken­haus behandelt. Die Inzidenz stieg im Jahr 2014 auf 27,9 (Männer) beziehungsweise 3,3 (Frauen) pro 100.000 Einwohner. Das zeigt eine Auswertung der Mikrodaten der DRG-Statistik des Statistischen Bundesamtes, die von Forschern der Klinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie an der Technischen Universität München und des Instituts für Statistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Deutschen Ärzteblatt publiziert wurde (Dtsch Arztebl Int 2017; 114 (22-23):391–8).

Die aktuellen Daten umfassen 118.162 AAA-Patienten zwischen 2005 und 2014 und beschreiben erstmals alle in Deutsch­land behandelten Fälle. Der Großteil der Betroffenen waren Männer (86 Prozent), und zumeist lag ein nicht ruptiertes AAA (nrAAA) vor (81 Prozent).

Die standardisierte Krankenhaus­inzi­denz stieg bei nrAAA von 2005 bis 2014 bei Männer von 20,3 auf 23,6 pro 100.000 Einwohner an; bei den Frauen erfassten die Autoren einen Anstieg von 2,0 auf 2,8 pro 100.000 Einwohner. Gleichzeitig sank die Inzidenz bei rAAA im gleichen Zeitraum von 6,3 auf 4,4 beziehungsweise bei Frauen von 1,1 auf 0,8 pro 100.000 Einwohner.

Sowohl die nrAAA als auch die rAAA behandelten Ärzte im Jahr 2015 vorwiegend endovaskulär (56 Prozent nrAAA, 20 Prozent rAAA). Gleichzeitig sank die Verweildauer im Krankenhaus vor allem bei nrAAA-Patienten auf elf Tage.

Während bei der Inzidenz Männer eindeutig benachteiligt waren, fielen die Daten zur Sterblichkeit zum Nachteil der Frauen aus. Ihr Risiko, an einer nrAAA zu sterben, lag im Jahr 2014 bei 5,2 Prozent, bei Männern bei 2,5 Prozent. Die rAAA birgt ein höheres Sterberisiko mit 42,6 Prozent bei den Frauen und 35,8 Prozent bei den Männern. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich hier ein Abwärtstrend, auch nach der Alters- und Risikoadjustierung. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die man auch in anderen Ländern wie den USA, Großbritannien oder Australien beobachten kann, führen die Münchner Autoren auf anatomische Charakteristika, Lebensstilfaktoren, Sexualhormone, immunologische Prozesse oder genetische Ursachen zurück. Zudem könnten bei Frauen kardiovaskuläre Begleiterkrankungen häufiger unterdiagnostiziert sein.

gie

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