Politik

Bayern kritisiert Thüringens Coronakurs

  • Donnerstag, 11. Juni 2020
Melanie Huml (CSU), bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege. /picture alliance, Peter Kneffel
Melanie Huml (CSU), bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege. /picture alliance, Peter Kneffel

München/Erfurt – Bayerns Staatsregierung hat die Aufhebung der Kontaktbeschrän­kun­gen zur Coronabekämpfung im Nachbarland Thüringen massiv kritisiert. „Es ist unver­ant­wortlich, dass Thüringens Regierung an ihrem umstrittenen Kurs beim Umgang mit der Corona­pandemie festhält“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) gestern in München.

Obwohl die Infektionszahlen in ganz Deutschland zurückgingen, „sind wir noch nicht über den Berg“. Huml verwies in dem Kontext insbesondere auf die aus bayerischer Sicht „leicht erhöhten Infektionszahlen genau an der Grenze zu Thüringen und auch in Thürin­gen selbst, etwa im Landkreis Sonneberg“.

Die Zusammenarbeit mit den Thüringer Nachbarlandkreisen sei sehr gut, heißt es aus der fränkischen Grenzregion. „Wir ziehen bei der Eindämmung des Coronavirus alle an einem Strang“, betonte der Coburger Landrat Sebastian Straubel. Man tausche sich regelmäßig über Infektionsherde und die zu treffenden Maßnahmen aus.

„Zudem wollen wir einheitliche und vorsichtshalber lieber strengere Regelungen als un­terschiedliche“, sagte der CSU-Politiker. „So soll beispielsweise auch in Sonneberg das Tragen von Mund- und Nasenschutz nicht nur im öffentlichen Nahverkehr und beim Ein­kaufen weiter aufrecht erhalten werden, sondern – wie in Bayern – auch weiterhin in den Gastronomiebetrieben.“

Beim Einkaufen tendiere die Bevölkerung sowieso eher in Richtung Bamberg, Coburg oder Schweinfurt, teilte das Landratsamt Haßberge mit. Dennoch sehe Landrat Wilhelm Schneider (CSU) die Aufhebung der Kontaktbeschränkungen im Nachbarland kritisch.

Vorgestern hatte das thüringische Kabinett in Erfurt beschlossen, zum 13. Juni die wäh­rend der Coronapandemie eingeführten Kontaktbeschränkungen wegfallen zu lassen. An ihre Stelle tritt eine Empfehlung an die Menschen, sich nicht mit mehr als zehn wei­teren Menschen oder einem weiteren Haushalt zu treffen. Künftig dürfen auch Einrich­tungen wie Schwimm- und Freizeitbäder in geschlossenen Räumen sowie Thermen, Saunen und Kinos wieder öffnen.

„Ich hätte es für zielführender gehalten, wenn Thüringen genau umgekehrt vorgegangen wäre. Wenn die Kontaktbeschränkungen also generell gelten und nur in Regionen mit geringem Infektionsrisiko gelockert würden“, sagte Frank Rebhan, Oberbürgermeister in Neustadt bei Coburg.

Trotzdem würden auch in Thüringen viele Regelungen wie beispielsweise die Masken­pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln weiter gelten, so der SPD-Politiker. Viele Berufs­pendler würden ohnehin noch von zuhause aus arbeiten und die Coronaregelungen in den fränkischen Unternehmen gelten für alle Mitarbeiter – ob aus Bayern oder Thürin­gen.

„Ganz wichtig ist nun, dass die erforderlichen Abstandsregelungen und Hygienekonzepte sowie die Maskenpflicht eingehalten werden“, forderte Gesundheitsministerin Huml. Um­sicht und Vorsicht müssten weiter das Handeln bestimmen. Die erzielten Erfolge dürften nicht verspielt werden.

Bayern werde weiter genau beobachten und wachsam sein, wie sich die Lockerungen aus­wirkten, betonte Huml. Weiter: „Bei weiterhin günstigem Verlauf des Infektions­ge­sche­hens kommen Änderungen der allgemeinen Kontaktbeschränkungen in absehbarer Zeit auch in Bayern in Betracht“. Für eine Entscheidung darüber sei es jetzt aber noch zu früh.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung