Politik

Bayern lehnt Legalisierung von Cannabis ab

  • Freitag, 29. Oktober 2021
Mann zieht an einem Joint. /dpa
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München/Berlin – Bayern lehnt alle Pläne zur Legalisierung von Cannabis ab. „Bei den Berliner Koaliti­onsverhandlungen sollte endlich auf die Warnungen von Experten gehört und auf gefährliche Drogen­vorhaben verzichtet werden“, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Das Wort „Entkriminalisierung“ möge zwar positiv klingen, es müsse aber verhindert werden, dass noch mehr Menschen Cannabis konsumierten.

Holetschek forderte die Spitzen von SPD, FDP und Grünen auf, Pläne für eine Legalisierung von Cannabis fallen zu lassen. „Der Genuss von Cannabis darf nicht verharmlost werden. Zu den Risiken zählen neben der Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung negative Auswirkungen auf das Gedächtnis sowie auf Lern- und Denkleistungen“, betonte er. Auch das Risiko für die Entwicklung einer psychotischen Erkrankung sowie weiterer psychiatrischer Erkrankungen sei erhöht.

Eine Legalisierung von Cannabis ist bei den Parteien umstritten. Im Sondierungspapier einer möglichen Koalition aus SPD, Grünen und FDP gab es dazu keine Angaben. FDP und Grüne sind für einen „Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften“. Die SPD hingegen befürwortet eine „regulierte Abgabe“ an Erwachsene zu­nächst in Modellprojekten, die von Präventions- und Beratungsangeboten begleitet werden.

Auch der Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Rainer Thoma­sius, warnte eindringlich vor einer Legalisierung. Dieser Schritt würde psychische Störungen und gesund­heitliche Probleme vor allem bei Jugendlichen verschärfen, sagte der Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Der Jugendpsychiater verwies auf Studien, wonach Kiffen vor allem bei Jugendlichen dem Hirn schade: „Wir haben Belege dafür, dass Cannabis die Hirnentwicklung und Hirnreifung sehr stark in Mitleiden­schaft zieht.“

Bei Jugendlichen, die regelmäßig Cannabis konsumierten, falle der Intelligenzquotient um acht bis neun Punkte ab, Schulbildung und Ausbildung würden erschwert. Zudem häuften sich Depressionen und Ängs­te. Jeder zweite Jugendliche, der sehr regelmäßig kiffe, werde körperlich abhängig. Auch das Risiko, an Psychosen zu erkranken, sei mehr als dreimal so hoch.

Nach Ansicht des Experten macht Deutschland derzeit eine erfolgreiche Cannabispolitik, dies zeigten vergleichende europäische Studien. Der Anteil der regelmäßigen Konsumenten sei gering, der illegale Markt begrenzt und es gebe gute Präventions- und Hilfsangebote. „So gesehen, gibt es überhaupt keinen Handlungsbedarf in Richtung Legalisierung“, mahnte Thomasius.

dpa/kna

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