Bayerns Ärztekammer warnt vor Parallelstrukturen
München – Die bayerische Landesärztekammer sieht Gefahren für die Patienten durch neue Gesundheitsberufe. Die Einführung beispielsweise eines Universitätsstudiengangs im Fach Osteopathie könnte dazu führen, dass Kranke nicht die Behandlung erhalten, die sie benötigen, warnte Bayerns Ärztepräsident Max Kaplan heute im Vorfeld des Bayerischen Ärztetages, der Freitag in Rosenheim beginnt. Es sei denkbar, dass Kranke künftig zu einem Osteopathen mit Universitätsausbildung gehen, etwa weil sie Rückenschmerzen spüren.
Tatsächlich könnte dahinter aber beispielsweise eine Herzkrankheit stehen, die ein Osteopath möglicherweise nicht erkennt, erklärte Kaplan. Der bayerische Ärztetag werde daher über die Grundsatzfrage diskutieren, ob Deutschland neue Parallelstrukturen schaffen will, „mit den damit verbundenen Risiken für die Patientensicherheit“, sagte Kaplan.
Grundsätzlich sei es aber sinnvoll, Ärzte durch bestimmte neue Heilberufe wie etwa einen „Physician Assistant“ zu unterstützen, erklärte der Ärztekammerpräsident. Die Zahl der berufstätigen Ärzte in Bayern hat mit zuletzt 62.534 zwar einen neuen Rekordstand erreicht, doch der Bedarf wachse schneller als die Zahl der Ärzte, sagte Kaplan. Deshalb fehlten in immer mehr Gebieten Bayerns Hausärzte, aber auch Kinderärzte oder Gynäkologen und Orthopäden.
Der Ärztepräsident hält es dabei für keine Lösung, einem Medizinermangel in Bayern durch weitere Zuwanderung von Ärzten aus dem Ausland begegnen zu wollen. Dadurch verschärfe sich Mangel in Herkunftsländern wie Rumänien oder Polen, warnte Kaplan. Außerdem habe sich gezeigt, dass viele zugewanderte Mediziner nicht ausreichend gut Deutsch sprechen. Seit die Ärztekammer im April dieses Jahres die Anforderungen bei den Sprachtests für ausländische Mediziner verschärft hat, sei der Anteil der Ärzte, die die Prüfungen nicht bestehen, auf 53 Prozent gestiegen.
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