Beatmungsplätze: „Italien ist ein Szenario, das wir vermeiden wollen“

Berlin – Viele Menschen verfolgen derzeit angespannt die aktuellen Fallzahlen der COVID-19-Epidemie. Eine Zahl die Experten derzeit fast mehr Sorgen bereitet, ist die Zahl der Beatmungsplätze, in deutschen Krankenhäusern. Denn ob diese ausreichen werden oder am Ende priorisiert werden muss, wie derzeit in Italien der Fall, ist unklar. RKI-Präsident Lothar Wieler stellte heute morgen in Berlin fest: „Italien ist ein Szenario, das wir vermeiden wollen.“
Zum Anteil der COVID-19-Patienten, die eine Beatmung auf der Intensivstation benötigen werden, lassen sich derzeit nur Vermutungen anstellen. Mit dem deutlichen Hinweis, dass es dazu kaum belastbare Zahlen gebe, schätzte Wieler, dass wahrscheinlich 5% der COVID-19-Patienten beatmungspflichtig sein werden.
Erst kürzlich hatten Experten vorgerechnet, dass die Kapazitäten der Krankenhäuser selbst bei einem Anteil von 10% beatmungspflichtigen Patienten ausreichen würden. Eine Einschätzung, die allerdings von vielen als zu optimistisch angesehen wird. Wieler betonte, dass die vorhandenen Beatmungsplätze in deutschen Krankenhäusern möglichst hoch gehalten beziehungsweise gesteigert werden müssten. Dennoch könne es passieren, dass es letztlich zu wenige davon geben werde. Dann sei ein strategisches Patientenmanagement gefragt.
Deshalb hat das RKI zusammen mit der Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ein Erfassungssystem für Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit entwickelt. Dies soll Rettungskräften und Krankenhäusern bei der erwarteten Verschlimmerung der Epidemie schnell Auskunft darüber geben, wo der nächste Beatmungsplatz frei ist. „Diese Epidemie wird ein Stresstest für unser Land und unsere Krankenhäuser“, sagte Wieler und forderte Landräte und Bürgermeister sowie Krankenhausverantwortliche erneut dazu auf, sich weiter vorzubereiten: „Wir können die Epidemie optimal managen, wenn wir alle unsere Ressourcen optimal ausnutzen.“
RKI listet nur noch elektronisch übermittelte Fälle
Mit vor allem knappen personellen Ressourcen haben derzeit die Gesundheitsämter der Länder zu kämpfen. Für das COVID-19-Meldewesen hat dies unmittelbar Folgen: Das RKI wird auf seiner Internetseite künftig nur noch die von den Gesundheitsämtern der Länder elektronisch übermittelten COVID-19-Fälle auflisten. Diese können – wie in den letzten Tagen geschehen – niedriger sein als die von den Bundesländern aktuell herausgegebenen COVID-19-Zahlen.
Der Grund für die verzögerte Aktualisierung der RKI-Zahlen sei, dass die laborbestätigten Fälle von den Mitarbeitern der Gesundheitsämter händisch in eine Meldesoftware eingetragen werden müssten, erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler heute in Berlin. Mit der steigenden Zahl der Fälle in Deutschland können diese Fallzahlen aber nicht mehr manuell aktualisiert und qualitätsgesichert berichtet werden.
Vorläufig will das RKI auf seiner Internetseite noch beide Zahlen auflisten, voraussichtlich ab nächste Woche (KW 12) dann nur noch die elektronisch übermittelten Fälle.
Bis gestern (12. März 2020) sind in Deutschland demnach 2369 laborbestätigte COVID-19-Fälle bekannt geworden, das sind 802 Fälle mehr als am Vortag. Davon wurden 1892 COVID-19-Fälle elektronisch an das RKI übermittelt.
Der Vorteil der offiziellen Meldezahlen sei, „dass wir von den Gesundheitsämtern zusätzliche Informationen wie Geschlecht, Alter und Erkrankungsbeginn bekommen“, sagte Wieler. „Das ermöglicht bessere Aussagen über das Geschehen.“
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