Ärzteschaft

Bei Diabetes immer an Herzinsuffizienz denken – und umgekehrt

  • Donnerstag, 8. Oktober 2020
/Chinnapong, stock.adobe.com
/Chinnapong, stock.adobe.com

Berlin – Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei einem Diabetes mellitus zwei- bis vierfach erhöht, bei Frauen sogar bis sechsfach. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hin.

„Die Herzinsuffizienz ist die häufigste kardiovaskuläre Folgeerkrankung des Diabetes“, erläutert der DDG-Experte Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen.

Hinzu komme, dass die Herzinsuffizienz bei Menschen mit Diabetes oft zu spät erkannt werde, deutlich komplizierter verlaufe und somit besonders schlechte Überlebensprog­nosen habe, warnte er.

„Gleichzeitig haben zwischen 25 und 40 Prozent der Patienten mit einer Herzinsuffizienz auch einen – oft unerkannten – Diabetes“, erläuterte Ralf Lobmann, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Klinikum Stuttgart und diesjähriger Tagungspräsident der DDG-Herbsttagung.

Liege eine Herzinsuffizienz vor, sollten Ärzte daher auch immer auf einen Diabetes unter­suchen. „Diabetes und Herzinsuffizienz dürfen nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, sondern als gefährliches Duo“, ergänzte Marx.

Über welche Mechanismen der Diabetes das Herz schädige und das Risiko für eine Herz­schwäche erhöhe, sei noch nicht vollständig geklärt. „Vermutlich spielen hier Stoff­wech­selveränderungen im Herzmuskel eine Rolle, vor allem im Kalzium- und Energie­stoff­wechsel“,so Marx.

Neuen Erkenntnissen zufolge trage dazu nicht nur der erhöhte Blutzucker selbst bei, son­dern auch Immunbotenstoffe sowie Botenstoffe aus dem Fettgewebe und der Leber, die bei Menschen mit Diabetes häufig durch Fetteinlage­rungen geschädigt sei.

„Um die derzeit noch schlechten Prognosen für diese Patientengruppe zu verbessern, brau­chen wir ein noch besseres Verständnis der Pathophysiologie. Dieses kann uns wie­derum helfen, die Therapie besser zu individualisieren und auch die Diabetes­medikation bei Herzinsuffizienz gezielter einzusetzen“, hieß es aus der Fachgesellschaft.

Die Herbsttagung der DDG findet vom 6. bis 8. November 2020 online statt.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung