Typ-2-Diabetes: Bei kardiovaskulärer Vorerkrankung auch Primärtherapie mit SGLT2-Hemmer oder GLP-1-Rezeptoragonist möglich

Berlin – Übermorgen startet die erstmals rein virtuell stattfindende Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Bei einer Onlinepressekonferenz im Vorfeld des Kongresses wurden die beiden ersten Kapitel der neuen nationalen Versorgungsleitlinie zum Typ-2-Diabetes vorgestellt.
Sie eröffnet die Möglichkeit, Diabetespatienten mit einer kardiovaskulären Erkrankung primär mit einer Kombination aus Metformin und einem SGLT2-Hemmer/GLP1-Rezeptoragonisten zu behandeln.
„Diese Empfehlung stellte eine fundamentale Änderung zu der bisherigen Leitlinie dar“, sagte Jens Aberle, Ärztlicher Leiter im Ambulanzzentrum und Fachbereich Endokrinologie, Diabetologie, Adipositas und Lipide am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und einer der Leitlinienautoren.
Die Leitlinienkommission habe zunächst die beiden Kapitel „Partizipative Entscheidungsfindung“ und „Medikamentöse Therapie“ erstellt, berichtete Aberle. Sie wurden im Juni zur Kommentierung freigegeben. Bis zum Ende der Konsultationsphase seien mehr als 130 Kommentare beim Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) eingegangen, die nun bearbeitet würden.
Mehr Adhärenz durch „Teambildung“ erhofft
Dass diese beiden Kapitel gemeinschaftlich erarbeitet und publiziert wurden, begründete der Hamburger Diabetologe damit, dass eine erfolgreiche medikamentöse Therapie stark von der Adhärenz abhänge, die beim Typ-2-Diabetes „generell schlecht“ sei. Eine Teambildung zwischen Therapeut und Patient soll dies verbessern.
Um dem Arzt-Patienten-Team die partizipative Entscheidungsfindung zu erleichtern, enthalte die Leitlinie unter anderem praktische Beispiele dafür, wie solche Gespräche aussehen könnten, so Aberle. Darüber hinaus finden sich Kommunikationshilfen und Tipps zur Überwindung von Barrieren, die das therapieziel gefährden können.
Änderungen bei der medikamentösen Therapie
Was die medikamentöse Therapie der Diabeteserkrankung angeht, gebe es eine wichtige Änderung zu der bisherigen Leitlinie: Patienten mit einer bereits bestehenden klinisch relevanten Arteriosklerose sollen (bei HbA1c > 7) primär mit einer Kombinationstherapie aus Metformin und entweder einem GLP-1-Rezeptoragonisten oder einem SGLT2-Hemmer therapiert werden.
Bei kardiovaskulären oder renalen Hochrisikopatienten könne dieser Behandlungsweg ebenfalls verfolgt werden. Allerdings bestehe hier auch noch die Möglichkeit einer primären Monotherapie mit Metformin, beispielweise bei jungen Diabetikern, die aufgrund eines erhöhten Blutdrucks in die Hochrisikokategorie fallen, so Aberle.
Patienten mit einem niedrigen Risiko sollen primär mit Metformin behandelt. Eine Behandlung mit Insulin sieht die Leitlinie in vielen Fällen erst nach der Dreifachkombination Metformin/GLP-1-Rezeptoragonist/SGLT2-Hemmer vor.
Aberle betonte, dass die nicht-medikamentöse Therapie ebenfalls einen Grundpfeiler der Diabetesversorgung darstelle, ebenso wie die Patientenschulung. Diesen Themen sollen sich eigene Kapitel der neuen Leitlinie widmen, an denen die Leitliniengruppe momentan arbeitet. Die ersten beiden Kapitel sollen Ende des Jahres publiziert werden.
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