Bei Pflegeausbildung übersteigt das Angebot die Nachfrage

Bonn – In der Pflege in Deutschland gibt es viele freie Ausbildungsplätze. Das gelte sowohl für die berufliche als auch für die hochschulische Pflegeausbildung. Das gab das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) bekannt. Es beruft sich auf eine Umfrage bei mehr als 6.000 Ausbildungsexperten aus dem Berufsfeld.
Für die berufliche Pflegeausbildung gaben für 2022 lediglich rund 21 Prozent der mehr als 900 befragten Pflegeschulen an, ihre Ausbildungsplätze voll besetzt zu haben. Unter den mehr als 5.000 interviewten weiteren Ausbildungseinrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime, Pflegedienste) waren es 27,4 Prozent.
Die Gründe für unbesetzt gebliebene Ausbildungsplätze sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Einrichtung und Ausbildungssituation. Beklagt wird aber von einem Großteil aller Befragten in erster Linie ein Mangel an Bewerbungen, die fehlende Eignung von Bewerbenden oder eine kurzfristige Absage von Ausbildungsinteressierten aufgrund vorhandener Alternativen.
Insbesondere Krankenhäuser lehnten Bewerbende aufgrund unzureichender schulischer Qualifikationen ab. Mangelnde Sprachkenntnisse wurden von je rund der Hälfte der Krankenhäuser, Pflegedienste und Pflegeheime als Ablehnungsgrund aufgeführt.
Eine Zusage für einen Ausbildungsplatz in einer anderen Pflegeeinrichtung oder in einem anderen Berufsbereich war der Hauptgrund für den kurzfristigen Rückzug potenzieller Auszubildender.
Dagegen spielte die Aufnahme eines Pflege- oder eines anderen Studiums nur eine geringe Rolle für ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen. Anders verhielt sich dies jedoch bei den Krankenhäusern: Hier gaben 19 Prozent an, dass sich Bewerbende kurzfristig für ein Studium außerhalb und knapp zwölf Prozent für ein Studium in der Pflege entschieden hatten.
Auch in der hochschulischen Pflegeausbildung übersteigt das Ausbildungsangebot die Nachfrage. Im vergangenen Jahr wurden 2.122 Studienplätze angeboten, immatrikuliert waren 1.217 Studierende.
Die Erstimmatrikulationen pro Jahr in primärqualifizierenden Studienangeboten stiegen von 2019 bis 2022 kontinuierlich. Ein ähnlicher Anstieg zeigt sich laut BIBB-Pflegepanel auch, wenn man alle einbezogenen Studiengänge in der Pflege betrachtet.
Die Akademisierungsquoten, das heißt der Anteil von Studierenden an der Gesamtzahl der Auszubildenden, stiegen 2022 im Vergleich zum Vorjahr, allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Bei primärqualifizierenden Angeboten liegt diese aktuell bei rund einem Prozent, über alle Studienangebote im BIBB-Pflegepanel hinweg bei knapp 2,3 Prozent.
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