Vermischtes

Zahl der Ausbildungen in der Pflege zurückgegangen

  • Donnerstag, 27. Juli 2023
/picture alliance, Pia Bayer
/picture alliance, Pia Bayer

Wiesbaden – Die Zahl der Bundesbürger, die eine Ausbildung in einem Pflegeberuf machen, ist gesunken. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, haben 2022 rund 52.100 Männer und Frauen eine Ausbil­dung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen.

Damit sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Pflege gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent oder 4.100 (2021: 56.300 Neuverträge). Über alle Ausbildungsjahre hinweg befanden sich zum Jahresende 2022 rund 143.100 Personen in der Ausbildung zum Beruf der Pflegefachfrau beziehungsweise des Pflegefachmanns.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, bezeichnete die Statistik als „besorgniserregend“. Es brauche „dringend eine Trendumkehr“, sagte er. Doch aktuell bestehe die Gefahr, dass die Zahl der Auszubildenden in den kommenden Jahren sogar weiter sinken werde.

„Unsere konkrete große Sorge ist, dass regionale Krankenpflegeschulen infolge von Klinikschließungen und -insolvenzen selbst schließen müssen“, so Gaß. Die Krankenpflegeschulen seien unmittelbar an Krankenhäuser angedockt und stünden in deren Trägerschaft.

„Wenn das Krankenhaus schließt, ist auch die Krankenpflegeschule betroffen. Damit fallen nicht nur Ausbil­dungsplätze für Pflegekräfte weg, die später im Krankenhaus arbeiten sollten. Dem regionalen Arbeitsmarkt geht auch eine Vielzahl junger Fachkräfte verloren, die in der Region gebraucht werden, sei es in den Lang­zeit­pflegeeinrichtungen oder in der ambulanten Krankenpflege“, erklärte er weiter. Gaß rief die Politik dazu auf, zu handeln.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte dazu, der Bundesregierung gelinge es offenkundig nicht, den Pflegeberuf attraktiv zu machen. Die Zahl der Ausbildungsstarts besage auch nichts darüber, ob der Nach­wuchs langfristig im Job bleibe, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Lohnsteigerungen allein reichen nicht aus. Vielmehr gilt es, den Berufsanfänger neben verlässlichen Arbeitszeiten und der Vereinbarkeit von Freizeit, Familie und Beruf mehr Verantwortung zu übertragen.“

Die Linke betonte, nur Imagekampagnen nützten nichts. „Junge Menschen lassen sich nicht mit leeren Ver­sprechungen hinhalten. Der Pflegeberuf braucht eine wirklich gute Perspektive“, sagte die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Ates Gürpinar. Die Bundesregierung unternehme nichts, um gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege vorzugehen.

Auch im neuen Ausbildungsjahrgang ist der Frauenanteil sehr hoch. 2022 schlossen 38.600 Frauen und 13.500 Männer einen neuen Ausbildungsvertrag in der Pflege ab. Der Anteil von Frauen ging damit im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozentpunkte auf 74 Prozent zurück.

Das Durchschnittsalter bei Ausbildungsbeginn lag im Jahr 2022 bei 21 Jahren; das war ein Jahr mehr als 2020. Eine Ausbildung in der Pflege wird häufig auch im mittleren Alter begonnen. So starteten elf Prozent oder 6.000 Auszubildende ihre Ausbildung im Alter von 30 bis 39 Jahren. Weitere sieben Prozent (3.900) war bereits 40 Jahre oder älter.

Die Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann war 2020 eingeführt worden; sie dauert in Voll­zeit drei Jahre. Zusammengeführt sind die zuvor getrennt verlaufenden Ausbildungen in den Berufen Gesund­heits- und Krankenpfleger/-in, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-in sowie Altenpfleger/-in zum Berufsbild Pflegefachfrau/-mann.

Die Bundesregierung wollte durch die Reform die Ausbildung attraktiver machen, weil Betroffene leichter zwischen Alten- und Krankenpflege wechseln können. Außerdem ging es um eine Anpassung an europäische Normen. Angesichts der wachsenden Personalnot in der Pflege ist die Steigerung der Ausbildungszahlen ein zentrales Anliegen von Politik und Pflege.

kna/may

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung