Ärzteschaft

Bereitschaftsdienst läuft in Bayern gut an

  • Dienstag, 12. Dezember 2017

München – Der neue Bereitschaftsdienst für Ärzte in Bayern läuft nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) gut an. Ende 2018 werde das Netz von Bereitschaftspraxen im Freistaat so ausgebaut sein, dass 99,3 Prozent der Patienten in höchstens 25 Minuten eine solche Praxis erreichen können, sagte der KVB-Vorstands­chef Wolfgang Krombholz heute in München. Im Laufe des nächsten Jahres will die KVB die Zahl der Bereitschaftspraxen um knapp 30 auf dann rund 110 erhöhen.

Bisher mussten Ärzte einen Bereitschaftsdienst meist von ihrer Praxis aus machen oder zumindest telefonisch erreichbar sein. Die neuen Praxen sollen dagegen feste Anlauf­punkte für Patienten an Wochenenden und in den Abendstunden sein – und damit verhindern, dass Menschen mit vergleichsweise harmlosen Erkrankungen in die Notaufnahmen der Kliniken gehen.

Kritik ohne Hand und Fuß

Zugleich will die KVB mit der Neuorganisation die Zahl der Bereitschaftsdienste für die Ärzte reduzieren. Denn nicht nur die niedergelassenen Hausärzte übernehmen Dienste in den Bereitschaftspraxen, sondern auch Mediziner, die sich freiwillig melden. Durch die neuen Praxen werde die Bereitschaftsdienstzeit, die niedergelassene Ärzte jährlich erbringen, auf rund 70 Stunden pro Jahr sinken, sagte KVB-Vizechef Pedro Schmelz. Derzeit seien es mitunter mehrere hundert Stunden jährlich.

Die Kritik von Kommunalpolitikern, die vor längeren Anfahrtswegen für die Patienten gewarnt hatten, stütze sich „oft auf Mutmaßungen, nicht auf Erfahrungen“, sagte Krombholz. Die KVB habe eine Umfrage bei Bereitschaftspraxen, die jetzt schon in Pilotprojekten die neue Struktur erproben, durchgeführt – und überwiegend positive Rückmeldungen erhalten.

Neben Kommunalpolitikern gibt es auch in den Reihen der Ärzte kritische Töne. Der Bayerische Facharztverband (BFAV) bemängelte etwa, die KVB wolle ihr Konzept zur Bereitschaftsdienstreform mit einer „Augen-zu-und-durch“-Einstellung ohne jede Kritikfähigkeit durchboxen.

Ziel sei dabei nicht etwa eine optimale Versorgung der Patienten zu angemessenen Preisen, sondern im Mittelpunkt stünden die „gebetsmühlenartig vorgetragene Dienstentlastung der Hausärzte, die angeblich andernfalls keine Nachfolger mehr finden würden“, so der Verband. BFAV-Vorsitzende Ilka Enger betonte, minimalistisch eingerichtete Portalpraxen seien „nicht das Erfolgsmodell“ und würden den Anfor­derungen an eine gute Medizin, die es gerade in den sprechstundenfreien Zeiten brauche, nicht gerecht.

dpa

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