Vermischtes

Berlin und Brandenburg gründen Klimabündnis im Gesundheitsbereich

  • Dienstag, 10. Dezember 2024
/picture alliance, imageBROKER, Manuel Kamuf
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Berlin – Berlin und Brandenburg wollen gemeinsam ihre Bemühungen verstärken, die Treibhausgas­emissionen beider Gesundheitssektoren zu reduzieren. Mit diesem Ziel gründete sich kürzlich auf der Fachtagung „Smart Green Care and Hospital“ ein Klimabündnis, das unter dem Dach des Vereins Gesundheitsstadt Berlin agieren will.

Die Tagung wurde ausgerichtet vom BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) und der Gesundheitsstadt Berlin, in der mehr als 200 Akteure aus Berlin und Brandenburg zusammengeschlossen sind. Wie der Vorsitzen­de der Geschäftsführung des kommunalen Krankenhausträgers Vivantes aus Berlin, Johannes Danckert, betonte, ist es bis zur Klimaneutralität des Gesundheitswesens dabei noch ein weiter Weg.

„Wir müssen uns selbstkritisch eingestehen, dass Krankenhäuser Energiefresser sind und die Branche erst am Anfang der Transformation steht“, sagte Danckert. „Wir haben noch enormen Aufholbedarf.“ Deshalb gebe es allerdings auch noch viele „Low Hanging Fruits“, die die Krankenhäuser jetzt pflücken müssten.

Vivantes habe gute Erfahrungen mit der Installation von Solarmodulen gemacht, mit der Nutzung von LED-Lampen oder der Zertifizierung des Energiemanagements. Dabei könne sich Klimaschutz für die Krankenhäuser auch wirtschaftlich lohnen.

„Neue Fenster sparen viel Energie – gerade bei den gestiegenen Energiepreisen“, betonte Danckert. Durch klimafreundliche Anästhetika könnten Treibhausgasemissionen in der Anästhesie deutlich gesenkt werden und die Reduzierung von Speiseabfällen sei sowohl wirtschaftlich lohnend als auch klimafreundlich und aus ethischer Sicht richtig.

Danckert kritisierte, dass es vom Staat keine Hilfe für die Krankenhäuser gibt, ihre Emissionen zu reduzieren. Das dürfe für die Krankenhäuser aber kein Argument sein, um beim Klimaschutz nicht aktiv zu werden. „Wir müssen uns selbst helfen“, betonte Danckert. „Das ist auch die Erwartungshaltung der jungen Generation. Danach dürfen wir dann auch mit mehr Berechtigung um staatliche Hilfen bitten.“

Klimaschutz steigert Attraktivität als Arbeitgeber

Es sei sinnvoll, dass sich die größten Gesundheitsversorger von Berlin und Brandenburg nun in einem Klima­bündnis zusammenschlössen und all das täten, was in ihrer eigenen Kraft stehe. „Dafür ist es gut, ein Netzwerk zu gründen und zu beleben, weil der Klimawandel trotz der Haushaltslage drängt“, so Danckert.

Auch der Vorsitzende der Geschäftsführer des ukb, Christian Dreißigacker, betonte die Bedeutung des Klima­schutzes im Hinblick auf die Attraktivität eines Krankenhauses als Arbeitsgeber. „Engagement für den Klima­schutz wird zunehmend von den eigenen Mitarbeitenden im Krankenhaus gefordert“, sagte Dreißigacker.

„Als Arbeitgeber sind wir gut beraten, solche Initiativen wahrzunehmen und aktiv zu unterstützen.“ Im ukb setze ein interprofessionelles Klimateam bereits seit längerem wichtige Akzente im Bereich Nachhaltigkeit, zum Beispiel beim Hitzeschutz.

Die Klimamanagerin des Evangelischen Krankenhauses Hubertus aus Berlin-Zehlendorf, Laura-Marie Strützke, forderte den Gesetzgeber dazu auf, die Finanzierung von Klimamanagern in Krankenhäusern regelhaft zu finanzieren. Wie viele andere arbeite sie nur in Teilzeit als Klimamanagerin in ihrem Haus – neben ihrer Tätigkeit als Intensivpflegerin.

„Es wäre wünschenswert, wenn die Politik festlegt, dass jedes Krankenhaus hauptberuflich einen Klimamanager beschäftigt, dessen Stelle dann im System auch finanziert wird“, betonte Strützke. Denn die Tätigkeit eines Klimamanagers sei eine Vollzeittätigkeit.

Zudem forderte sie die Krankenhäuser dazu auf, beim Klimaschutz auch die Praktiker im Haus mitzunehmen. Denn diese müssten die Vorgaben zum Klimaschutz ja in ihrem Alltag umsetzen. Die Praktiker seien sehr offen für mehr Nachhaltigkeit, betonte Strützke. Man müsse aber auch mit ihnen sprechen.

Zu den „Low Hanging Fruits“ im klinischen Alltag zählte sie dabei unter anderem auch die Einhaltung der Hygienevorgaben. „Nach der Coronapandemie werden sehr viele Einmalhandschuhe verwendet“, sagte Strützke. „Dabei wird das in den Hygienerichtlinien überhaupt nicht gefordert.“ Auch eine zu lange Isolation von Patienten verschwende viele Ressourcen. „Es wäre viel gewonnen, wenn die Patienten nicht länger isoliert werden würden als sie müssten“, betonte Strützke.

Der Leiter der Abteilung Gesundheit im Brandenburgischen Gesundheitsministerium, Michael Zaske, begrüßte die Gründung des Klimabündnisses unter dem Dach der Gesundheitsstadt Berlin. Diese Initiative werde ein wichtiger Beitrag sein, um den Klimaschutz voranzubringen, Know-how-Transfer zu erlangen und alle Akteure weiter auf das gemeinsame Ziel einzuschwören, nachhaltiger in der Region zu werden.

Brandenburg orientiere sich dabei an Uruguay – da Uruguay es geschafft habe, alle Krankenhäuser des Landes zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Das habe die Krankenhäuser in der Energiekrise unabhängig von teurer fossiler Energie gemacht.

Zugleich betonte Zaske die Bedeutung der Prävention für den Klimaschutz. Wenn es gelinge, krankmachende Arbeits- und Lebensverhältnisse, auch krankmachende Lebensstile zu ändern, ginge es den Patientinnen und Patienten besser, es könnten Gelder gespart werden und Treibhausgasemissionen.

„Unser Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsmodell ist nicht ausreichend nachhaltig ausgerichtet“, betonte Zaske. „Statt zu überlegen, wie wir Schäden reparieren können, müssen wir überlegen, wie wir Schäden vermeiden können. Jeder Euro, den wir heute nicht in Prävention investieren, wird eine Menge Euro in der Zukunft kosten, um die entstandenen Schäden zu beheben.“

fos

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