Politik

Betriebskranken­kassen drängen auf Neuausrichtung der Pflege

  • Montag, 6. Mai 2024
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Berlin – Die Betriebskrankenkassen in Deutschland haben sich für eine grundlegende Neuausrichtung der Pflegeversi­cherung ausgesprochen. „Das Haus der Pflegeversicherung steht bildlich gesprochen in Flammen“, sagte die Vorständin des BKK Dachverbandes, Anne-Kathrin Klemm, in Berlin.

Für dieses Jahr sei bereits jetzt ein Defizit von einer Milliarde Euro absehbar; für 2025 werde ein dickes Minus von 4,4 Milliarden prognostiziert. „Neben der Stabilisierung der Finanzen brauchen wir vor allem eine Erneuerung der Versor­gungsstrukturen, damit Beiträge der Versicherten nicht im Nirwana versickern und wir die kommende Wucht des demo­grafischen Wandels abfedern können.“

Konkret forderte Klemm eine stärkere Gewichtung von Prävention und Rehabilitation, um Pflegebedürftigkeit zu verhin­dern oder zumindest hinauszögern. Auch müssten pflegende Angehörige, die schon heute die pflegerische Versorgung zu mehr als 80 Prozent schulterten, in Zukunft stärker unterstützt werden.

„Pflegende An- und Zugehörige brauchen in bestimmten Lebenssituationen einen eigenen Anspruch auf einen Pflege­lohn. Er muss eine deutliche Anerkennung der Doppelbelastung von Erwerbsarbeit und Pflege darstellen und gleich­zeitig auch finanziell unterstützen, wenn sie ausschließlich Angehörige zuhause pflegen“, heißt es in einem Thesen­papier zur Neuausrichtung der Pflege.

Klemm beklagte zudem einen Dschungel von Unterstützungsangeboten in der ambulanten Pflege. Das führe dazu, dass pflegende Angehörige von diesen Hilfen nichts wüssten. „Pflegebedürftige haben zwar Anspruch auf Leistungen, aber keine Angebote vor Ort.“ Leistungen wie Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege und Entlastungsbetrag müssten deshalb zu einem Entlastungsbudget zusammengefasst werden.

Die BKK-Vorständin wandte sich gegen den Eindruck, es gebe zu wenig Pflegekräfte in Deutschland. „Deutschland hat nach der Schweiz und den skandinavischen Ländern europaweit das meiste Pflegepersonal pro 1.000 Einwohner“, sagte sie.

„Mehr Personal ist die schlechteste Lösung – auf die Verteilung kommt es an.“ Klemm forderte deshalb, ausgebildeten Pflegekräften mehr Kompetenzen bei der medizinischen Versorgung zu geben und Pflegekräfte verstärkt in Dörfern und Stadtteilen oder in kommunalen pflegerischen Versorgungszentren einzusetzen.

kna

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