Ärzteschaft

Bewegungstherapie hilft Krebspatienten, aber Versorgungs­strukturen fehlen

  • Montag, 26. Februar 2018

Berlin – Eine Bewegungstherapie könnte viele onkologische Patienten beim Umgang mit den Nebenwirkungen ihrer Therapie unterstützen. Defizite bei den Versorgungs­strukturen lassen das aber oftmals nicht zu, zeigte eine Debatte auf dem 33. Deutschen Krebskongress.

„Bewegung ist das geeignetste ‚Medikament‘ zur Reduzierung des Fatigue-Syndroms“, berichtete etwa Freerk Baumann, Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Bewegungs­medizin am Centrum für integrierte Onkologie (CIO) Köln/Bonn. Aber auch bei der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN) zeigten Studien, dass Bewegungs­therapie helfe. „Für die Polyneuropathie gibt es keine andere Behandlungs­methode, deren nachhaltige Wirkung bewiesen werden konnte“, so Baumann.

Zu wenig Therapeuten

Trotzdem sei es schwierig, entsprechende Versorgungsstrukturen für alle Patienten zu schaffen. „Ein therapeutisches Training während der medizinischen Krebstherapie muss individuell auf die Patienten angepasst werden. Hierzu bedarf es speziell ausgebildeter Sport- und Physiotherapeuten, von denen es zurzeit noch nicht genügend gibt“, erklärte der Direktor des CIO Köln/Bonn, Michael Hallek.

Außerdem gebe es in den onkologischen Zentren räumliche und finanzielle Engpässe, um hochwertige Trainingsgeräte anzuschaffen. Erschwerend kommt laut Hallek hinzu, dass die Sporttherapie im Gegensatz zur Physiotherapie nicht im Heilmittelkatalog aufgeführt ist, obwohl die positiven Effekte durch Sporttherapie bereits sehr gut wissenschaftlich belegt seien. „Hier ist die Gesundheitspolitik gefordert, dies schnells­tens zu ändern“, betonte Baumann. Würde die Sporttherapie in den Heilmittelkatalog aufgenommen, so wäre es für die Krebszentren deutlich einfacher, entsprechende bewegungstherapeutische Strukturen aufzubauen, sagte er in Berlin.

Die Deutsche Krebshilfe, der Deutsche Olympische Sportbund und die Deutsche Sporthochschule Köln haben bereits 2014 die Initiative „Bewegung gegen Krebs“ gestartet, um das Thema in der Fach- und der allgemeinen Öffentlichkeit stärker ins Bewusstsein zu rücken.

hil

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