Bewertung neuer Studien große Herausforderung für Ärzte und Pflegepersonal

Berlin – Rund ein Viertel (24 Prozent) der Ärzte und Ärztinnen und 17 Prozent der Pflegenden schätzt es als schwierig ein, statistische Ergebnisse korrekt einzuordnen. Schwierig sei oft auch, die Evidenz und Vertrauenswürdigkeit von Fachinformationen zu beurteilen. Das ist ein Ergebnis einer Befragung zur sogenannten professionellen Gesundheitskompetenz, welche die Hertie School in Berlin und die Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gesundheitswissen vorgestellt haben.
„Bislang war wenig darüber bekannt, wie leicht oder schwer es Gesundheitsprofessionen fällt, sich auf dem aktuellen Wissensstand zu halten, Patientinnen und Patienten Informationen und Wissen verständlich zu vermitteln und dabei so zu kommunizieren, dass dies an deren Vorwissen und den Fähigkeiten anknüpft“, erläuterte Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld.
In der Onlinebefragung unter rund 300 Allgemeinmedizinern und hausärztlich tätigen Internisten sowie 600 Pflegefachpersonen wurden Fragen zu vier verschiedenen Aufgabenbereichen gestellt: Informations- und Wissensmanagement, Informations- und Wissensvermittlung, patientenzentrierte Kommunikation und professionelle digitale Gesundheitskompetenz.
„Menschen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, haben unmittelbar Einfluss auf die Gesundheitskompetenz ihrer Patientinnen und Patienten. Deshalb ist es wichtig, sich damit zu befassen, wie sie deren Gesundheitskompetenz fördern können“, erläutert Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen.
Besonders herausfordernd ist laut der Umfrage der Umgang mit fehlinformierten Patientinnen und Patienten: Knapp die Hälfte (45 Prozent) der Ärztinnen und Ärzte und 37 Prozent der Pflegenden stellt das vor Schwierigkeiten.
„Gerade im Internet stehen zuverlässige Informationen neben Fehl- und Falschinformationen und diese stoßen auf größere Resonanz als wünschenswert ist“, so Schaeffer. Durch diese Entwicklung seien die Gesundheitsprofessionen vermehrt gefordert, Wissen zu korrigieren und Umlernprozesse einzuleiten – „eine schwierige und zeitaufwändige Aufgabe“, erklärt Schaeffer.
Großen Handlungsbedarf zeigt die Umfrage daher bei der professionellen digitalen Gesundheitskompetenz – also dabei, Patientinnen und Patienten im Umgang mit digitalen Informationen zu unterstützen. Rund ein Drittel der Befragten schätzt es als schwierig ein, Patienten dabei behilflich zu sein, die Vertrauenswürdigkeit gefundener digitaler Informationen zu beurteilen oder ihnen dabei zu helfen, die richtigen digitalen Informationen ausfindig zu machen.
Den Aufgabenbereich patientenzentrierte Kommunikation bewerten beide Berufsgruppen mit Abstand als am leichtesten. Die größten Herausforderungen sehen rund elf Prozent der Ärztinnen und Ärzte beziehungsweise 13 Prozent der Pflegenden darin, zu gemeinsamen Entscheidungen mit Patienten zu gelangen, etwa gemeinsam Ziele festzulegen und das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Eine vertrauens- und respektvolle Gesprächsatmosphäre herzustellen hingegen, wird von fast 90 Prozent der Ärztinnen und Ärzte als eher einfach oder sehr einfach bewertet.
Das Studienteam sieht dies aber kritisch: „Aus Befragungen wissen wir, dass Patientinnen und Patienten sich oft nicht ausreichend abgeholt, mitgenommen und in die Ziel- und Entscheidungsfindung einbezogen fühlen“, so Schaeffer. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sich bei der Vielzahl an Konsultationen möglicherweise eine Routine bei der Kommunikation einstelle, die nicht notwendigerweise etwas über den Erfolg der Kommunikation aussage, gibt sie zu bedenken.
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