Blutgerinnsel verstärken Hirnschäden nach Schädel-Hirn-Trauma

Würzburg – Blutgerinnsel sind vermutlich dafür verantwortlich, dass sich die Hirnschäden in den Tagen nach einer Gehirnverletzung häufig noch ausweiten. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Anna-Leena Sirén und Christoph Kleinschnitz von der Universitätsklinik Würzburg im Fachmagazin Annals of Neurology (doi: 10.1002/ana.24655). Danach könnte die Hemmung des Blutgerinnungsfaktors XII das Fortschreiten der Hirnschäden vielleicht stoppen.
„Durch eine Kooperation mit der Universität Uppsala im europäischen Forschungsverbund CnsAflame erhielten wir Gewebeproben von Schädel-Hirn-Trauma-Patienten und untersuchten sie“, erläutert Sirén. Dabei zeigte sich, dass in den Gehirnen der Patienten besonders häufig Blutgefäße durch Blutgerinnsel verstopft sind. Die Forscher untersuchten den Sachverhalt weiter an Mäusen, deren Blut nicht gerinnt, weil der dafür wichtige Faktor XII fehlt. „Gefäßverstopfungen und posttraumatische Folgeschäden waren hier deutlich vermindert“, erläutert Christiane Albert-Weißenberger aus der Arbeitsgruppe. Ebenfalls schützend wirkte die Unterdrückung der Blutgerinnung durch einen Faktor-XII-Hemmstoff namens „rHA-Infestin-4“.
„Bei Verwendung dieses Hemmstoffs konnten wir keine Blutungen beobachten, das ist sehr wichtig für die Anwendungssicherheit“, erklärt Sarah Hopp-Krämer, die in der Arbeitsgruppe von Christoph Kleinschnitz ihre Doktorarbeit über dieses Thema schreibt. Blutungen sind bei Schädel-Hirn-Verletzten eine häufige Komplikation, so dass therapeutische Wirkstoffe keinesfalls Blutungen auslösen dürfen.
Kleinschnitz betont, die neuen Erkenntnisse seien ein großer Schritt zur Entwicklung neuer Therapien für Schädel-Hirn-Verletzte. Doch bevor Unfallopfer möglicherweise von dem neuen Wissen profitieren können, werde es noch einige Jahre dauern. Unter anderem gelte es, die Langzeitwirkung des Faktor-XII-Hemmstoffs zu erforschen.
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