Ausland

Brasilien setzt indischen Impfstoffdeal nach Korruptionsvorwürfen aus

  • Donnerstag, 1. Juli 2021
/picture alliance, NurPhoto, Debajyoti Chakraborty
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Brasília/Neu Delhi – Angesichts von Korruptionsvorwürfen setzt die brasilianische Regierung den Vertrag über den Kauf von 20 Millionen Dosen des in Indien entwickelten und hergestellten Coronaimpfstoffs Co­vaxin vorübergehend aus. Dies teilte der brasilianische Gesundheitsminister Marcelo Queiroga vorges­tern Abend auf Twitter mit.

„Nach der vorläufigen Analyse (...) gibt es zwar keine Unregelmäßigkeiten“, schrieb Queiroga. Aber zur Einhaltung der Compliancerichtlinien habe das Gesundheitsministerium beschlossen, den Vertrag für eine tiefere Analyse auszusetzen.

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums wirft dem Ministerium Unregelmäßigkeiten bei der Bestellung von 20 Millionen Dosen des Impfstoffs Covaxin über einen brasilianischen Zwischenhänd­ler bei der indischen Firma Bharat Biotech vor. Er berichtete von einem „ungewöhnlichen Druck“ bei der Abwicklung.

Der Preis von 15 Dollar soll zudem der höchste sein, den das Gesundheitsministerium bisher bereit ge­we­sen ist, für eine Dosis zu zahlen. Dabei soll das Gesundheitsministerium den Impfstoff bestellt haben, bevor dieser im Land überhaupt zugelassen ist.

Ein Abgeordneter, Bruder des Ex-Beamten, sagte aus, Präsident Jair Bolsonaro über diese Ungereimt­hei­ten informiert zu haben. Diese Woche nun stellten Senatoren beim Obersten Gerichtshof in Brasília Straf­anzeige gegen Bolsonaro wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch, da er den Verdacht auf Korrup­tion ignoriert haben soll. Bolsonaro sagte, er habe keine Kenntnis von Unregelmäßigkeiten gehabt.

Von der indischen Firma Bharat Biotech hieß es, der Preis für eine Dose Covaxin für ausländische Regie­rungen liege zwischen 15 und 20 Dollar. Der Preis für Brasilien habe demnach in diesem Rahmen gele­gen. Bislang habe die Firma noch keine Vorauszahlungen vom brasilianischen Gesundheitsministerium erhalten und auch noch keinen Impfstoff versandt.

Der Impfstoff hat in mehreren Ländern eine Notzulassung erhalten – darunter im Heimatmarkt Indien, wo er schon breit eingesetzt worden ist. Die brasilianische Gesundheitsbehörde hatte bislang nur den Import von vier Millionen Dosen davon genehmigt, wie örtliche Medien berichteten.

dpa

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