Bundesärztekammer und Heiliger Stuhl bei Fragen zum Lebensende weitgehend einig

Berlin – Die Bundesärztekammer (BÄK) und der Heilige Stuhl vertreten bei Fragen zum Lebensende weitgehend übereinstimmende Positionen. Das berichtet der BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery nach einem Symposium des Weltärztebundes im Vatikan. Montgomery begrüßte, dass Papst Franziskus in seinem Grußwort zu der Konferenz Euthanasie klar abgelehnt, sich aber gleichzeitig dagegen gewandt habe, einen offensichtlichen Sterbevorgang durch lebenserhaltende Maßnahmen zu verlängern. „Ich sehe hier gute Ansatzmöglichkeiten für eine weitere vertiefte Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und katholischer Kirche“, sagte der BÄK-Präsident.
Papst Franziskus hatte ausgeführt, dass es moralisch vertretbar sei, auf Therapien zu verzichten oder diese einzustellen, wenn sie in keinem Verhältnis zum erhofften Ergebnis stünden. „Dabei steht der Patient an erster Stelle“, heißt es in der Erklärung des Papstes. Es gehe in solchen Fällen nicht darum, den Tod herbeizuführen, sondern zu akzeptieren, dass man ihn nicht verhindern könne.
Der BÄK-Präsident hob hervor, dass diese Haltung den Grundsätzen der BÄK zur ärztlichen Sterbebegleitung entspreche. Darin wird ausgeführt, dass es Situationen geben kann, in denen sonst angemessene Diagnostik und Therapieverfahren nicht mehr angezeigt und Begrenzungen geboten sind. Der Arzt hat dann für eine Basisbetreuung zu sorgen. Dazu gehören unter anderem menschenwürdige Unterbringung, Zuwendung, Körperpflege, Lindern von Schmerzen, Atemnot und Übelkeit sowie Stillen von Hunger und Durst.
Die BÄK hatte das Treffen gemeinsam mit dem Weltärztebund (World Medical Association, WMA) und der pontifikalen Akademie „pro Vita“ des Vatikan am 16. und 17. November im Vatikan veranstaltet. Zu den Vortragenden gehörten Mediziner, Rechtsanwälte, Experten für Palliativversorgung und medizinische Ethik, Theologen und Philosophen. Ziel war, das gesamte Spektrum der Problematik mit den verschiedenen medizinischen, theologischen, rechtlichen und ethischen Ansätzen zu diskutieren und vor dem Hintergrund wachsender medizinisch-technischer Möglichkeiten Standards in der ärztlichen Behandlung am Lebensende zu beraten.
Laut Montgomery war das Treffen „ein Beispiel für eine weltoffene und vorurteilsfreie Diskussion“. „Wir haben mit großem Ernst darüber diskutiert, ob es sich bei Euthanasie oder assistiertem Suizid um ärztliche Aufgaben handeln kann und ob sich Kollegen, die sich zu diesen Verfahren bekennen, unethisch handeln“, berichtet Montgomery. Die Debatte habe die ganze Bandbreite der Sichtweisen aufgezeigt. Es sei deutlich geworden, dass eine überwiegende Mehrheit der Ärzteschaft Euthanasie und ärztlich assistierten Suizid ablehne. „Einigkeit herrscht darüber, dass die Palliativmedizin weltweit gestärkt werden und allen Menschen zur Verfügung stehen muss“, betonte er. Ebenso unstrittig sei, dass Verfahren der Euthanasie niemals als kostensparende Varianten eingesetzt werden dürften, um teure Therapien zu vermeiden.
Das nächste Regionaltreffen zu dem Thema ist für Anfang 2018 in Nigeria geplant. Zuvor hatten bereits Konferenzen in Tokio und Rio de Janeiro stattgefunden. Hintergrund ist, dass die Gesetzgebungen zu Euthanasie und ärztlich assistiertem Suizid zum Beispiel in den Niederlanden langjährige Positionen des WMA infrage stellen. In den Regionalkonferenzen diskutiert der WMA das Thema deshalb auf den verschiedenen Kontinenten, bevor die Generalversammlung des WMA den Themenkomplex diskutiert.
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