Ärzteschaft

Bundesärztekammer: Gesundheit weltweit darf nicht von Herkunft abhängen

  • Montag, 7. April 2025
Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt /picture alliance, Michael Kappeler
Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt /picture alliance, Michael Kappeler

Berlin – Die Gesundheit von Müttern und Kindern weltweit darf nach Worten des Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, keine Frage der Herkunft sein. So sterben jedes Jahr weltweit rund fünf Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag, darunter 2,3 Millionen Neugeborene, wie Reinhardt anlässlich des heutigen Weltgesundheitstages erklärte.

Alle zwei Minuten verliere eine Frau ihr Leben wegen vermeidbarer Komplikationen während Schwangerschaft oder Geburt. „Diese Zahlen sind erschütternd. Zugleich sollten sie uns allen Mahnung sein, die Gesundheitssysteme in ärmeren Ländern endlich so zu stärken, dass sie Mütter und Kinder wirksam schützen können“, so Reinhardt.

Nach wie vor hänge das Überleben eines Kindes davon ab, an welchem Ort es geboren werde. Während beispielsweise in Island ein Säugling pro 1.000 Geburten sterbe, seien es in Sierra Leone 72. Rund 70 Prozent aller Todesfälle unter Müttern betreffen laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Länder in Subsahara-Afrika, wie Reinhardt betonte.

Die Gründe für eine hohe Sterblichkeit sind seinen Angaben zufolge unter anderem Armut, mangelnde Bildung und eine unzureichende Gesundheitsinfrastruktur. „Ein gesunder Start ins Leben darf keine Frage der Herkunft sein – er ist ein grundlegendes Recht, das allen Menschen gleichermaßen zusteht.“

Weil sich die USA aus der Weltgesundheitsorganisation zurückzögen, sei es umso dringlicher, dass Deutschland seinen finanziellen Beitrag signifikant erhöhe. „Die Arbeitsgruppe Gesundheit von Union und SPD hat sich im Rahmen der Koalitionsverhandlungen für eine jährliche Steigerung um 250 Millionen Euro ausgesprochen“, erklärte Reinhardt. „Sollte diese Maßnahme in den Koalitionsvertrag aufgenommen und umgesetzt werden, wäre dies ein starkes Signal für globale Solidarität und Chancengleichheit.“

Zum Weltgesundheitstag haben auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor den Folgen aktueller Budget-Kürzungen gewarnt. Dies bedrohe gerade in armen Ländern die grundlegende medizinische Versorgung, hieß es.

Die UNO-Flüchtlingshilfe, deutscher Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, erklärte, fehlende Finanzmittel führten zu Versorgungsunterbrechungen, steigenden Krankheitsrisiken und einer wachsenden Zahl unbehandelter chronischer Erkrankungen. Besonders betroffen seien Gruppen, die sich medizinische Behandlungen nicht leisten könnten und öffentliche Gesundheitssysteme benötigten.

„Wenn wir nicht schnell handeln, stehen Millionen Menschen vor einem Leben ohne grundlegende medizinische Versorgung. Krankheiten wie Cholera, Malaria und Unterernährung werden sich weiter ausbreiten und Menschenleben fordern“, warnte Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe. Viele Geflüchtete könnten die Kosten für medizinische Behandlungen nicht selbst tragen.

Die WHO wies darauf hin, dass die Sterblichkeitsrate von Müttern bei der Geburt weltweit innerhalb von weniger als 25 Jahren um 40 Prozent gesunken ist. Sie warnte zugleich, dass die positive Entwicklung wegen der Einbrüche bei der humanitären Hilfe für ärmere Länder wieder umgekehrt werden könnte.

Die WHO erkennt einen besorgniserregenden Trend: In den USA, die bisher ebenfalls eine sehr geringe Müttersterblichkeit aufwiesen, sei ein Anstieg zu beobachten, so eine Sprecherin. In Lateinamerika wiederum seien in den vergangenen Jahren nur geringe Fortschritte beobachtet worden.

Zum sogenannten Lebenszeitrisiko eines Todes im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt rechnet die WHO auch unsichere Abbruchmethoden. „Um Todesfälle bei Müttern zu vermeiden, ist es von entscheidender Bedeutung, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern“, teilt die WHO mit.

Die Erwähnung von Schwangerschaftsabbrüchen ist ein rotes Tuch für die neue US-Regierung. Zahlreiche US-Bundesstaaten haben das Recht auf Abbrüche, die dort sicher durchgeführt wurden, massiv eingeschränkt. Der Einsatz der Organisation für sichere Schwangerschaftsabbrüche ist einer der Gründe für den Austritt aus der WHO, den US-Präsident Donald Trump verfügt hat.

kna

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