Politik

Bundesländer ziehen Konsequenzen aus Lieferengpässen bei Astrazeneca

  • Montag, 15. März 2021
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Rahmat Gul
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Berlin – Mehrere Bundesländer ziehen aus den Kürzungen der Impfstofflieferungen durch den britisch-schwedischen Pharmakonzern Astrazeneca Konsequenzen. Sie beziehen sich vor allem auf die Termin­vergabe von Impfungen. Astrazeneca hatte am vergangenen Freitag mitgeteilt, statt 220 Millionen nur 100 Millionen Dosen bis zur Jahresmitte an die EU-Staaten liefern zu können. Der Konzern begründete dies unter anderem mit Exportbeschrän­kungen, ohne Details zu nennen.

„Wie alle anderen EU-Mitgliedsstaaten auch wird Deutschland im März vorübergehend deutlich weniger Impfstoff von Astrazeneca bekommen als geplant“, sagte ein Sprecher des Bundesministeriums für Ge­sund­heit. Er bezeichnete es als generell schwierig, verlässliche Angaben über die Liefermengen von As­trazeneca zu bekommen. Im Gegensatz zu Biontech würden diese häufig abweichen von den Ankündi­gun­gen.

Thüringen stoppte wegen der Ankündigung von Astrazeneca vorerst die Terminvergabe für Impfungen und verschob den Start von Impfungen von Hausärzten. Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Linke) bezeichnete die angekündigte Lieferkürzung als „absolut inakzeptabel“.

Hamburg stoppte die Vergabe von Impfterminen für unter 80-Jährige, wie ein Sprecher der Gesundheits­behörde gestern mitteilte. Alle bereits vereinbarten Termine würden aber eingehalten. Um diese Im­pfun­gen machen zu können, würden die noch im Lager befindlichen Impfdosen benötigt.

Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte, die Ankündigung von Astra­ze­neca sei ein „herber Dämpfer für den Impffortschritt im Land“. Sie kündigte an, die Impfungen der Polizei vorerst zurückzustellen.

In Berlin sollen neue Impftermine gestreckt werden, wie ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung sagte. In Brandenburg sollen alle bisher online gebuchten Impftermine statt­finden – die längerfristigen Folgen seien aber noch offen, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministe­riums.

Mecklenburg-Vorpommern will trotz des weiterhin schleppenden Impfstoffnachschubs die Corona­schutz­impfungen beschleunigen. Wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) vorgestern Abend in Schwe­rin sagte, wird künftig weniger Impfstoff für die erforderlichen Zweitimpfungen zurückgehalten. Die In­tervalle bis zur zweiten Impfung sollen auf den maximal möglichen Zeitraum ausgedehnt werden.

Bayern will trotz der Lieferkürzung wie geplant am 1. April mit dem Impfen durch die Hausärzte vor allem in den Grenzregionen starten. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) reagierte den­noch ungehalten auf die Ankündigung des Konzerns. Sie sei „absolut inakzeptabel“ und zerstöre massiv Vertrauen, sagte der CSU-Politiker der Bild am Sonntag.

Der Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, sagte der Welt am Sonntag, solange Astrazeneca seine Lieferzusagen nicht erfülle, „sollte die EU einen grundsätzlichen Exportstopp von in der EU produzierten Impfstoffdosen des Unternehmens verhängen“.

Am späten Nachmittag wurde bekannt, dass in Deutschland das Impfen mit Astrazeneca vorsorglich ganz ausgesetzt wird. Die Bundesländer stoppten daraufhin das Impfen mit dem Vakzin. Hintergrund ist eine Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).

dpa

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