Politik

Bundespräsident fordert höchste Priorität für Pflege

  • Montag, 28. Mai 2018
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Dortmund – Die Politik muss der Alten- und Krankenpflege nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erste Priorität einräumen. „Pflege kann nicht immer nur billig sein – und sie darf nicht auf Kosten der Pflegekräfte billig gemacht werden“, sagte Steinmeier heute bei der Eröffnung des 12. Deutschen Seniorentages. Es sei allerhöchste Zeit, dass die pflegenden Berufe endlich die Wertschätzung bekämen, die sie verdienten.

Neue Stellen, bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung: Die große Koalition habe ihren Handlungsbedarf ausführlich beschrieben und müsse nun handeln. „Ich hoffe, dass das Wort ,Pflegenotstand' nicht dauerhaft zum deutschen Sprachgebrauch gehören muss“, sagte Steinmeier weiter.

Soziale Berufe aufwerten

Bundesseniorenministerin Franziska Giffey (SPD) machte in Dortmund ebenfalls deutlich, wie wichtig die Aufwertung der sozialen Berufe sei. „Zwar können Hilfsmittel wie ein Rollator oder ein altersgerechter Umbau der Wohnung das Leben sehr erleichtern, aber letztendlich braucht man Menschen, die sich kümmern“, sagte sie. Der Fokus der Bundesregierung sei deshalb, „mehr Frauen und Männer für den Pflegeberuf zu gewinnen“. Giffey betonte, niemand solle sich mehr die Frage stellen müssen, ob er es sich leisten könne, Pflegefachkraft zu werden.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte in der vergangenen Woche die Eckpunkte seines Sofortprogramms für den Bereich Altenpflege vorgestellt, das im Kern 13.000 zusätzliche Stellen vorsieht. Das sei „eine erste wichtige Maßnahme, um die Vertrauenskrise in der Pflege zu überwinden“, sagte der Bundesgesundheitsminister dabei. Sozialverbände kritisieren das Sofortprogramm jedoch als bei Weitem nicht ausreichend.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat unterdessen eine finanzielle Aufwertung und Akademisierung des Pflegeberufs gefordert. „Norwegen ist ein Vorbild: Wie dort sollten auch hier akademisch ausgebildete Pflegekräfte wie Ingenieure bezahlt werden“, sagte Lilie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. In Norwegen werde der Pflegeberuf neben der besseren Qualifikation ganz anders bezahlt und genieße ein viel höheres gesellschaftliches Ansehen, sagte er weiter.

Der Pflegeberuf müsse weiterentwickelt werden. „Pflege wird immer anspruchsvoller, die Krankheitsbilder immer komplizierter“, sagte er. Angesichts der erheblichen Mängel in der Pflege warnte der Diakonie-Präsident vor einer Sterbehilfekonjunktur. „Wenn wir keine anständige Versorgung der ganz alten Menschen hinbekommen, werden wir sehen, dass der assistierte Suizid für viele zur echten Alternative wird. Uns werden dann die guten Argumente dagegen fehlen.“

afp/dpa/kna

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