Bundestag debattiert Problem resistenter Keime in Gewässern

Berlin – In immer mehr Gewässern in Deutschland werden multiresistente Keime gefunden. Zunächst waren sie in Bächen in Niedersachsen und Bayern nachgewiesen worden – jetzt berichtet auch die Stadt Frankfurt davon. Laut einem heute vom Gesundheitsamt der Stadt vorgelegten Bericht sind die Keime im vergangenen Jahr in allen Frankfurter Gewässern gefunden worden.
Für die Bevölkerung bedeute dies keine Gesundheitsgefährdung, betonte Ursel Heudorf, Vizechefin der Behörde. Das Gesundheitsamt rate jedoch vom Schwimmen in den örtlichen Gewässern ab. Dazu zählen neben Main und Nidda auch kleinere Bäche und Weiher. Außerdem empfiehlt die Expertin gute Hygiene wie Händewaschen nach dem Kontakt mit Gewässern und Schlamm.
Problem ist Ländersache
Bislang ist die Datenlage zu dem Problem offenbar schlecht. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Bündnis90/Grüne hervor. „Der Bundesregierung liegen keine Angaben aus den Ländern darüber vor, ob die Oberflächengewässer auf Belastungen mit antibiotikaresistenten Keimen unter- sucht wurden“, heißt es darin. Zuständig für die Gewässerüberwachung seien die Länder.
„Die Bundesregierung wird die Länder kurzfristig ansprechen und um Auskunft zum Sachstand bezüglich der Belastung von Gewässern mit antibiotikaresistenten Keimen bitten“, so die Regierung. Nach Ansicht der Bundesregierung kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass antibiotikaresistente Erreger auf in Badegewässern badende Menschen übertragen werden können. Dies gelte insbesondere für „Personen, die nach medizinischen Maßnahmen nur über eine abgeschwächte Immunabwehr verfügen“. Es bestehe aber noch weiterer Forschungsbedarf, so die Bundesregierung in ihrer Antwort.
Der Deutsche Bundestag hat gestern auf Initiative von Bündnis90/Grüne das Problem diskutiert. In einem Antrag hat die Fraktion unter anderem gefordert, den Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft zu reduzieren und sich stattdessen für eine tiergerechte Haltung in der Landwirtschaft einzusetzen.
Darüber hinaus solle der Einsatz von Reserveantibiotika in der Tierhaltung beendet werden, indem Medikamente, die die Weltgesundheitsorganisation als „critically important“ einstuft, nicht mehr zugelassen werden. Gruppen- oder Bestandsbehandlungen mit antimikrobiellen Mittel müssten den Grünen zufolge generell an die Durchführung eines vorherigen Erregertests gebunden sein.
Die Grünen plädierten zudem dafür, gemeinsam mit den Bundesländern ein Bedarfsatlas zu erarbeiten, der das regionale Ausmaß der Belastung von Oberflächengewässern mit Keimen und Schadstoffen wie Medikamentenrückständen abbildet. Die Abgeordneten haben den Antrag an den Ausschuss Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit des Deutschen Bundestages überwiesen.
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