Bundeswehr unterstützt medizinische Versorgung

Berlin − Auch die Bundeswehr bereitet sich auf Einsätze und Zusammenarbeit mit zivilen Stellen im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie vor. Neben dem Aufbau von eigenen Krisenstäben für die Soldaten sowie Schutzvorkehrungen in den Kasernen wurde in den vergangenen Wochen gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) und anderen Stellen des Bundes medizinisches Material im Wert von 240 Millionen Euro weltweit eingekauft.
Dazu gehören unter anderem Schutzanzüge, Masken, Medikamente und weiteres medizinisches Material wie insbesondere Beatmungsgeräte, berichtete Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Berlin. Für die weitere Verteilung des Materials an Krankenhäuser sowie niedergelassene Ärzte sei nun das BMG zuständig, betonte die Ministerin auf Nachfrage. Es gebe dafür einen klaren Schlüssel, wie die Länder dann Material an die Gesundheitseinrichtungen verteilen.
Auch der Sanitätsbereich der Bundeswehr habe bereits in den vergangenen Tagen Reservisten aufgerufen, sich für einen Einsatz zu melden. Dabei hätten sich 2.336 Reservisten gemeldet, von denen 935 direkt für die medizinische Versorgung einsetzbar seien. Insgesamt hat die Bundeswehr 3.000 Ärzte.
Daher verwies Kramp-Karrenbauer auf die begrenzten Möglichkeiten im Vergleich zu ihren sehr viel mehr zivilen Kolleginnen und Kollegen. „Wir sind bei der medizinischen Versorgung absoluter Juniorpartner“, so die Ministerin. Es würden aber auch in Bundeswehr-Krankenhäusern Betten für Corona-Infizierte freigemacht und die Streitkräfte könnten auch zusätzliche Isolationsbetten zur Verfügung stellen.
Insgesamt gibt es in den fünf Bundeswehrkrankenhäuser 1.200 Betten mit Isolationsmöglichkeiten. Nach dem Beschluss eines „Grob-Konzeptes“ im Bundeskanzleramt vor einigen Tagen bemühe sich die Bundeswehr ebenso wie die zivilen Krankenhäuser, ihre Kapazitäten zu verdoppeln.
Die Bundeswehr unterstützt auch medizinische oder humanitäre Einrichtungen, sobald ein Amtshilfegesuch vorliege. Derzeit gebe es 50 Anfragen, in 13 Fällen helfe die Bundeswehr bereits aus. Allerdings liegt, so Kramp-Karrenbauer auf Nachfrage, beispielsweise für die Pläne des Berliner Senats, mit Hilfe der Bundeswehr eine Klinik für 1.000 Patienten aufzubauen, noch keine Unterstützungsanfrage vor.
Anfang der Woche hatte die Berliner Senatorin Dilek Kalayci angekündigt, die Stadt wolle ein Krankenhaus auf dem Messegelände errichten. „Ich will klarstellen: Die Bundeswehr kann beim aufbauen helfen, aber wir können es nicht mit eigenem Personal betreiben, da wir sonst aus dem Berliner Bundeswehrkrankenhaus Personal abziehen müssten“, so Kramp-Karrenbauer.
Dem Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sagte der Projektkoordinator Albrecht Broemme, er sei zuversichtlich, ein gutes Ergebnis in "vielleicht 20 Tagen, vielleicht 15 Tagen" zu erzielen. "Je eher, desto besser", betonte der ehemalige Präsident des Technischen Hilfswerks. Entstehen soll die Klinik in Zusammenarbeit unter anderem mit den Berliner Krankenhäusern und Hilfsorganisationen in einer Messehalle.
Der Bundeswehr-Generalstabsarzt Stephan Schoeps bezeichnete den Plan für eine Coronaklinik in der Bild-Zeitung jedoch als "nicht hilfreich". Er sehe das Projekt kritisch, sagte der Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdiensts der Bundeswehr. "Sie müssen es ja mit Menschen betreiben - und diese Menschen werden aus dem bisherigen Gesundheitssystem herausgezogen und müssen dann in den Messehallen arbeiten, warnte Schoeps.
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