Politik

Kritik an hohem Verbrauch von Protonenpumpen­hemmern

  • Dienstag, 10. Januar 2017

Berlin/Aachen – Deutliche Kritik am hohen Verbrauch von Magensäureblockern (Proto­nen­pumpeninhibitoren, PPI) in Deutschland hat die Barmer Krankenkasse geübt. 2015 wurden die Me­dikamente laut einem Bericht im Nachrichtenmagazin Spiegel (Ausgabe 2/2017) in Deut­schland rund 13,4 Millionen Menschen verordnet. Damit habe sich zwischen 2006 und 2015 die Zahl der verordneten Tagesdosen mehr als ver­drei­facht. Zu dieser Menge kä­men die Präparate noch hinzu, die Patienten ohne Verordnung direkt in der Apotheke kauften.

Magensäureblocker werden dem Bericht zufolge nicht nur älteren Menschen verschrie­ben. In einigen Bundesländern erhielt demnach jede zehnte Frau zwischen 20 und 29 Jahren ein Säureblockerrezept. Die Rezeptflut lasse sich medizinisch nicht mehr recht­fertigen, sagte Barmer-Chef Christoph Straub dem Spiegel. Sie sei „weder durch stei­gen­de Erkrankungsraten noch durch demografische Faktoren zu erklären“, so Straub.

„Die PPI sind eine extrem wirksame Substanzgruppe“, betonte der Sprecher der Deut­sch­en Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechsel­krank­heiten (DGVS), Christian Trautwein, auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts. Sie seien bei einem leitliniengerechten Einsatz sehr wertvoll. Allerdings könnten die hochpotenten Präparate gerade bei längerem Gebrauch auch unerwünschte Wirkungen zeigen.

Trautwein nannte in diesem Zusammenhang mögliche Resorptionsstörungen und Ver­än­de­rungen des Mikrobioms. Der Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwech­sel­krankheiten und internistische Intensivmedizin in Aachen warnte daher vor einem länge­ren unreflektierten Einsatz der Präparate ohne spezifische ärztliche Kontrolle.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung