Kritik an hohem Verbrauch von Protonenpumpenhemmern
Berlin/Aachen – Deutliche Kritik am hohen Verbrauch von Magensäureblockern (Protonenpumpeninhibitoren, PPI) in Deutschland hat die Barmer Krankenkasse geübt. 2015 wurden die Medikamente laut einem Bericht im Nachrichtenmagazin Spiegel (Ausgabe 2/2017) in Deutschland rund 13,4 Millionen Menschen verordnet. Damit habe sich zwischen 2006 und 2015 die Zahl der verordneten Tagesdosen mehr als verdreifacht. Zu dieser Menge kämen die Präparate noch hinzu, die Patienten ohne Verordnung direkt in der Apotheke kauften.
Magensäureblocker werden dem Bericht zufolge nicht nur älteren Menschen verschrieben. In einigen Bundesländern erhielt demnach jede zehnte Frau zwischen 20 und 29 Jahren ein Säureblockerrezept. Die Rezeptflut lasse sich medizinisch nicht mehr rechtfertigen, sagte Barmer-Chef Christoph Straub dem Spiegel. Sie sei „weder durch steigende Erkrankungsraten noch durch demografische Faktoren zu erklären“, so Straub.
„Die PPI sind eine extrem wirksame Substanzgruppe“, betonte der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Christian Trautwein, auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts. Sie seien bei einem leitliniengerechten Einsatz sehr wertvoll. Allerdings könnten die hochpotenten Präparate gerade bei längerem Gebrauch auch unerwünschte Wirkungen zeigen.
Trautwein nannte in diesem Zusammenhang mögliche Resorptionsstörungen und Veränderungen des Mikrobioms. Der Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselkrankheiten und internistische Intensivmedizin in Aachen warnte daher vor einem längeren unreflektierten Einsatz der Präparate ohne spezifische ärztliche Kontrolle.
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