Medizin

Säureblocker in der Schwangerschaft könnten Asthma beim Kind fördern

  • Donnerstag, 12. Januar 2017
Uploaded: 09.04.2013 19:14:09 by mis
dpa

Edinburgh – Wenn die Mütter während der Schwangerschaft Mittel gegen Sodbrennen eigenommen haben, erkranken die Kinder in den ersten Lebensjahren häufiger an Asthma. Zu dieser Einschätzung kommt eine Meta-Analyse im Journal of Allergy and Clinical Immunology (2017; doi: 10.1016/j.jaci.2016.09.046).

Sodbrennen ist vor allem im zweiten und dritten Trimenon, wenn die Gebärmutter auf die Eingeweide drückt, ein häufiges Symptom. Die Initialbehandlung besteht in der Einnahme eines Antazidums, das die Schwangeren in der Apotheke rezeptfrei erhalten. Wenn die Beschwerden anhalten, verschreiben die Ärzte zunächst einen H2-Rezeptor-Antagonisten.

Protonenpumpeninhibitoren werden nur mit großer Zurückhaltung verordnet, weil in tierexperimentellen Studien bei einigen Substanzen Hinweise auf Foetotoxizität gefunden wurden. Pantoprazol und Rabeprazol sind kontraindiziert, Omeprazol soll laut den Leitlinien nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.

Seit einigen Jahren wird noch ein ganz anderes Risiko diskutiert.  Eleonora Dehlink von der Harvard Medical School in Boston hatte bei der Analyse von Krankenregistern in Schweden herausgefunden, dass Kinder von Müttern, denen in der Schwangerschaft zur Behandlung von Sodbrennen Säureblocker verordnet worden waren, häufiger an Asthma erkranken (Clin Exp Allergy 2009;39: 246-53). Inzwischen sind weitere Studien hinzugekommen, die ein Team um Bright Nwaru von der Universität Edinburgh jetzt ausgewertet hat.

Die Forscher kommen auf der Basis von 1,6 Millionen Personen und einer Nachbe­obachtungszeit von fünf bis 14 Jahren zu dem Ergebnis, dass die Verordnung von H2-Rezeptor-Antagonisten mit einem um 46 Prozent erhöhten Risiko der Kinder auf eine Asthmaerkrankung verbunden ist. Die Einnahme von PPI war mit einem Anstieg um 30 Prozent assoziiert.

Der Grund für die Assoziation ist unklar. Eine Überlegung geht davon aus, dass die Magensäure einen Schutz vor Allergenen vermittelt, weil sie die Antigene (Proteine) im Magen denaturiert. Ohne Magensäure könnten vermehrt unveränderte Antigene vom Darm resorbiert werden, über den Kreislauf der Mutter den Feten erreichen und dort die spätere Immunreaktion des Kindes prägen, was zumindest in einer tierexperimentellen Studie gezeigt werden konnte (Clin Exp Allergy 2010; 40: 1091-8).

Ob diese Befunde auf den Menschen übertragbar sind, ist indes unklar. Die Autoren weisen selbst darauf hin, dass sich aus den Daten keine Kausalität ableiten lässt, und Samantha Walker von der Stiftung Asthma UK gibt zu bedenken, dass sich die Forschung noch in einem sehr frühen Stadium befinde. Werdende Mütter sollten weiterhin alle Medikamente erhalten, die sie zur Behandlung des Sodbrennens benötigen.

rme

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