Chefarztverträge: „Geld macht nicht glücklich!“
München – Erfüllung im Beruf ist nicht an finanzielle Anreize gekoppelt, jedenfalls nicht in der Medizin. Davon zumindest ist Matthias Anthuber, Chefarzt am Klinikum Augsburg, fest überzeugt. „Geld macht nicht glücklich“, sagte er gestern auf dem 12. Europäischen Gesundheitskongress in München.
Zu einem gesunden Lebensgefühl gehört aus seiner Sicht vor allem Selbstverwirklichung. Deshalb hänge die Qualität der beruflichen Leistung unmittelbar damit zusammen, inwieweit man sein Tun als Berufung empfinde. „Dieser primäre intrinsische Antrieb“, ist er sich sicher, „kann nicht nachhaltig durch einen extrinsischen Belohnungsanreiz gesteigert werden.“ Im Gegenteil, materielle Anreize könnten auch sehr motivationshindernd sein, wie Studien aus den USA zeigten.
Grundsätzlich seien Zielvereinbarungen in der Wirtschaft, aber auch im Sport oder in der Kultur, in erster Linie Motivationsinstrumente. In Form von Boni oder Prämien bedienten sie einen Urinstinkt nach materiellem Besitz. Allerdings, betonte Anthuber, habe er persönlich ein „riesiges Problem“ mit Zielvereinbarungen. So unterstellten sie versteckt immer auch, „dass die volle Leistungsbereitschaft primär fehlt“.
Chefärzte stehen in der wirtschaftlichen Mitverantwortung
Zielvereinbarungen in Chefarztverträgen, wie sie jetzt, nach dem Transplantationsskandal, getroffen würden, hält Anthuber für ethisch korrekt, leistungsbezogen und durchaus geeignet, Kliniken weiterzuentwickeln. Selbstverständlich stünden Chefärzte in der wirtschaftlichen Mitverantwortung. „Jeder Chefarzt muss sich für den Gesamterfolg des Klinikums einsetzen“, sagte er. „Schon allein deshalb, um im Wettbewerb bestehen zu können.“
Gleichwohl gebe es derzeit einige Fehlwahrnehmungen im deutschen Gesundheitswesen. Krankenhäuser seien nun mal keine Konsumgüter produzierenden Wirtschaftsbetriebe. Auch rückten Ärzte nicht davon ab, dass Patienten keine Kunden seien. Und Krankenhausträger, stellte Anthuber klar, seien nicht berechtigt, wirtschaftliche Risiken einfach auf Chefärzte zu übertragen.
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