Chirurgen warnen vor sinkenden Hygienestandards im OP

Berlin – Fachgesellschaften und Berufsverbände von Chirurgen und Orthopäden haben davor gewarnt, bautechnische Standards für OPs zu senken und damit die Hygiene zu gefährden. „Operationen, kleinere invasive Eingriffe oder Untersuchungen sind für den Patienten immer mit der Gefahr des Eindringens von Krankheitserregern in die entstandene Wunde verbunden. Daraus resultierende Infektionen können massive Folgen für die Wundheilung und die Gesundung des Patienten nach sich ziehen“, erinnern die Fachgesellschaften und Berufsverbände.
Ihre Kritik richtet sich gegen einen aktuellen sogenannten DIN-Normenentwurf zu raumlufttechnischen Anlagen, genauer: gegen das Abnahmeverfahren für diese Anlagen, die der Entwurf vorsieht.
Vorgaben, wie eine Anlage zur Belüftung eines OP-Saales zu gestalten ist, gibt das Deutsche Institut für Normung vor. Laut einem aktuellen Normenentwurf des Institutes soll die hygienische Abnahme der Belüftungsanlagen auf eine visuelle Prüfung reduziert werden, „das heißt diese Prüfung würde auf subjektiver Wahrnehmung basieren und wäre somit schlecht reproduzierbar“, kritisieren die Gesellschaften.
„Die geplanten Verfahren zur Abnahme der Anlagen weisen grundsätzliche Mängel auf – außerdem liegen keine publizierten Daten dazu vor, die Evidenz fehlt damit völlig“, erklärte die Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC), Julia Seifert. Sie warnte vor „direkten Auswirkungen auf die Hygienestandards und somit auf die Patientensicherheit“, sollte die neue Norm umgesetzt werden.
Der DIN-Entwurf sieht außerdem vor, dass nicht mehr ein Krankenhaushygieniker die Anlagen abnehmen muss, sondern lediglich ein „Sachverständiger, jeweils mit speziellen Kenntnissen und Erfahrungen im lüftungs- und krankenhaushygienischen Bereich“. „Die Position und der Aufgabenbereich des Krankenhaushygienikers muss im Rahmen der Abnahmeverfahren klar definiert werden, ansonsten leidet die Qualität“, stellte Seifert klar.
Sie kritisierte weiterhin, dass bei der Ausarbeitung des geplanten Abnahmeverfahrens die Fachleute des Normeninstituts – nämlich der „DIN-Normenausschuss Medizin“ – gar nicht beteiligt war.
„Die vorliegende Form des Entwurfs birgt eine Quelle der Gefährdung von Patienten. Daher lehnen die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, der Berufsverband der Deutschen Chirurgen, die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene diesen Entwurf geschlossen ab“, lautet das Fazit der Gesellschaften.
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