Ärzteschaft

Chirurgen warnen vor sinkenden Hygienestandards im OP

  • Donnerstag, 15. September 2016
Uploaded: 24.07.2014 10:00:52 by mis
/dpa

Berlin – Fachgesellschaften und Berufsverbände von Chirurgen und Orthopäden haben davor gewarnt, bautechnische Standards für OPs zu senken und damit die Hygiene zu gefährden. „Operationen, kleinere invasive Eingriffe oder Untersuchungen sind für den Patienten immer mit der Gefahr des Eindringens von Krankheitserregern in die entstan­dene Wunde verbunden. Daraus resultierende Infektionen können massive Folgen für die Wundheilung und die Gesundung des Patienten nach sich ziehen“, erinnern die Fachgesellschaften und Berufsverbände.

Ihre Kritik richtet sich gegen einen aktuellen sogenannten DIN-Normenentwurf zu raum­luft­technischen Anlagen, genauer: gegen das Abnahmeverfahren für diese Anlagen, die der Entwurf vorsieht.

Vorgaben, wie eine Anlage zur Belüftung eines OP-Saales zu gestalten ist, gibt das Deutsche Institut für Normung vor. Laut einem aktuellen Normenentwurf des Institutes soll die hygienische Abnahme der Belüftungsanlagen auf eine visuelle Prüfung reduziert wer­den, „das heißt diese Prüfung würde auf subjektiver Wahrnehmung basieren und wäre so­mit schlecht reproduzierbar“, kritisieren die Gesellschaften.

„Die geplanten Verfahren zur Abnahme der Anlagen weisen grundsätzliche Mängel auf – außerdem liegen keine publizierten Daten dazu vor, die Evidenz fehlt damit völlig“, erklär­te die Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC), Julia Sei­fert. Sie warnte vor „direkten Auswirkungen auf die Hygienestandards und somit auf die Patientensicherheit“, sollte die neue Norm umgesetzt werden.

Der DIN-Entwurf sieht außerdem vor, dass nicht mehr ein Krankenhaushygieniker die An­lagen abnehmen muss, sondern lediglich ein „Sachverständiger, jeweils mit speziellen Kenntnissen und Erfahrungen im lüftungs- und krankenhaushygienischen Bereich“. „Die Position und der Aufgabenbereich des Krankenhaushygienikers muss im Rahmen der Ab­nahmeverfahren klar definiert werden, ansonsten leidet die Qualität“, stellte Seifert klar.

Sie kritisierte weiterhin, dass bei der Ausarbeitung des geplanten Abnahmeverfahrens die Fachleute des Normeninstituts – nämlich der „DIN-Normenausschuss Medizin“ – gar nicht beteiligt war.

„Die vorliegende Form des Entwurfs birgt eine Quelle der Gefährdung von Patienten. Da­her lehnen die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, der Berufsverband der Deut­schen Chirurgen, die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, die Deutsche Gesell­schaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, die Deutsche Gesellschaft für Ortho­pädie und Unfallchirurgie, der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene diesen Entwurf geschlossen ab“, lautet das Fazit der Gesellschaften.

hil

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