Chronikerprogramm zu Diabetes Typ 2 sollte überarbeitet werden

Köln – Das Chronikerprogramm (Disease Management Programm, DMP) zu Diabetes Typ 2 entspricht in vielen Bereichen nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft und sollte daher überarbeitet werden. Zu diesem Schluss kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in seinem Abschlussbericht einer Leitlinienrecherche.
Zuletzt hatte das IQWiG im Jahr 2012 geprüft, ob das DMP noch auf aktuellen Handlungsempfehlungen beruht. Die Wissenschaftler des IQWiG haben 37 Leitlinien in ihre aktuelle Analyse einbezogen, aus denen sie 1.963 Empfehlungen unter anderem zur Diagnostik, zur Therapie und zu Schulungen extrahierten.
Einen Überarbeitungsbedarf sehen die Wissenschaftler vor allem für die Aspekte „Blutglukosesenkende medikamentöse Therapie“ sowie „Begleit- und Folgeerkrankungen“ des Diabetes mellitus Typ 2.
„Trotz des Umstands, dass viele an Diabetes mellitus Typ 2 Erkrankte Antidiabetika verordnet bekommen und mehrere behandlungspflichtige Begleiterkrankungen aufweisen, werden in den Leitlinien nur selten differenzierte Empfehlungen zum Umgang mit dem Problem der Multimedikation formuliert“, kritisieren die IQWiG Wissenschaftler.
Sie weisen zudem unter anderem daraufhin, dass seit der letzten Aktualisierung weitere technische Hilfsmittel verfügbar seien: „Nach den Leitlinien können auch bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 mit sehr schwer kontrollierbaren Blutzuckerspiegeln technische Hilfsmittel zur Kontrolle und Regulierung des Blutzuckerspiegels, beispielsweise ein kontinuierliches Glukose-Monitoring (CGM), empfohlen werden. In den DMP-Richtlinien ist das bisher noch nicht berücksichtigt“, schreiben sie.
Auch bei der Erfassung und Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen gibt es laut der Analyse Aktualisierungsbedarf. „Drei der vom IQWiG untersuchten internationalen Leitlinien empfehlen ein regelmäßiges Screening auf Depressionen. Diese Empfehlung sollte bei der Aktualisierung des DMP Diabetes mellitus Typ 2 umgesetzt werden“, so die IQWiG-Wissenschaftler.
Einen möglichen Aktualisierungsbedarf sehen sie außerdem bei der Behandlung von infizierten Fußwunden, um Amputationen zu vermeiden.
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