Chronisch-entzündliche Darmerkrankung: Kinder benötigen eine andere Behandlung als Erwachsene

Rostock – Der Phänotyp chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (CED) unterscheidet sich teilweise deutlich zwischen Kindern und Erwachsenen. Zehn bis 30 Prozent der jungen Patienten zeigen beispielsweise Wachstumsstörungen und -verzögerungen. Wie sich die Behandlungsempfehlungen in verschiedenen Altersklassen unterscheiden, fassen Forscher in einer Übersichtsarbeit zusammen, die im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 331–8).
Vor allem bei Kindern und Jugendlichen mit Morbus Crohn treten altersspezifische Wachstumsretardierungen oder eine verzögerte Pubertät neben intestinalen Symptomen auf. Bei der Diagnose ist der Gastrointestinaltrakt junger Patienten häufiger bereits ausgeprägt entzündet und die Krankheit schreitet schneller voran als bei Erwachsenen.
Ein weiterer Unterschied betrifft die Familienanamnese. Bei Kindern liegt häufiger ein genetischer Zusammenhang vor als bei der CED-Diagnose im Erwachsenenalter. Handelt es sich um einen Morbus Crohn jeglichen Schweregrads, steht zu Beginn der Therapie eine exklusive enterale Ernährungstherapie mit Trink- und Sondennahrung für sechs bis acht Wochen im jungen Alter. Anschließend folgt eine partielle klinische Ernährung und eine Therapie mit Medikamenten, wie etwa Aminosalizylaten. Andere Medikamente, wie Infliximab kommen bei mittlerer bis hoher Krankheitsaktivität mit Analfisteln von Beginn an zum Einsatz. Diese Therapie mit TNF-alpha-Blockern stellt jedoch keine Option für Erwachsene dar.
In der Regel dauert die medikamentöse Therapie bis zum Ende der Pubertät an. Erwachsenen mit Morbus Crohn wird stattdessen empfohlen, nicht zu rauchen, eine medikamentöse Therapie ist nicht indiziert. Auch der Einsatz von Thiopurinen zur Remissionserhaltung bei CED hat bei Kindern und Jugendlichen einen deutlich höheren Stellenwert als bei Erwachsenen. Die ausführlichen Therapiealgorithmen haben die Autoren der Studie für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in zwei Grafiken anhand internationaler Empfehlungen zusammengefasst. Auch der Off-Label-Gebrauch von Adalimumab bei Colitis ulcerosa wird hier berücksichtigt.
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