COPD: 19 Tage Reha halbieren Exazerbationsrate

Opladen – Die Zahl schwerer Krankheitsschübe mit Husten, Auswurf, Luftnot oder Brustenge, unter der viele Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) leiden, kann durch eine ambulante pneumologische Reha-Behandlung deutlich gesenkt werden. Das belegt eine aktuelle Studie in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift (2017; doi: 10.1055/s-0042-121346). Die Daten widersprechen Studien, die zuvor keinen Effekt auf die Exazerbationszahl gezeigt hatten. Die Studienteilnehmer starteten bereits zwei Wochen nach einer Atemkrise mit dem körperlichen Training und weiteren von Experten angeleiteten Maßnahmen.
Ob Exazerbationen durch Reha-Maßnahmen verhindert werden können, ist umstritten. Die Erfahrungen, die am St.-Remigius-Krankenhaus Opladen seit 2013 mit einem ambulanten Reha-Programm für COPD-Patienten gemacht wurden, sind jedoch positiv, wie Marc Spielmanns und Andrea Meier in ihrer Studie berichten.
Die Forscher haben die Reha-Erfahrungen von 30 COPD-Patienten mit einer Kontrollgruppe von 32 Patienten verglichen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht an der Reha teilnehmen konnten. Ergebnis: Bei den Reha-Patienten ging die Zahl der Exazerbationen von durchschnittlich 2,67 pro Jahr vor der Reha auf 0,57 pro Jahr danach zurück (0,97 ± 1,52 versus 2,67 ± 1,12; p < 0,001). In der Kontrollgruppe besserte sich der Krankheitsverlauf nicht.
Die Patienten werden nach einer Exazerbation zur Rehabilitation überwiesen. Im Durchschnitt lag die Behandlungsdauer bei 19 Tagen. Bereits 14 Tage nach dem Überwinden der Atemkrise und einer Eingangsdiagnostik begannen die Teilnehmer, mehrmals wöchentlich unter Aufsicht auf einem Laufband oder Fahrradergometer zu trainieren. Zum Programm gehört auch ein Krafttraining mit Schwerpunkt auf den Atemmuskeln. Ergänzt wird das körperliche Training durch eine psychologische Betreuung und eine Ernährungsberatung.
Darüber hinaus lernen die Patienten in einer speziellen Krankheitsschulung, besser mit ihrer COPD und den dadurch bedingten Einschränkungen umzugehen. Ferner können die Patienten eine Atemphysiotherapie, ein Koordinationstraining und eine Ergotherapie in Anspruch nehmen. Gleichzeitig überprüfen Ärzte die aktuell verordneten Medikamente und passen die Arzneimittel gegebenenfalls an. Bei Bedarf erhalten die Patienten eine sozialmedizinische Beratung, die sowohl ihre Arbeitssituation als auch ihr soziales Umfeld beleuchtet. Des Weiteren können sie an einem Nikotin-Entwöhnungsprogramm teilnehmen. Inhalationen, Elektrotherapie und Wärmetherapie gehören ebenfalls zum Reha-Angebot.
Damit ist für die Studienautoren ein wichtiges Ziel der Reha erreicht. In der Nachhaltigkeit der Therapiemaßnahmen sehen die Mediziner jedoch noch Verbesserungspotenzial: Da die gesteigerte Leistungsfähigkeit, die die Patienten am Ende der Reha erreicht hatten, nach einem Jahr nicht mehr nachweisbar war, könnte ein strukturiertes „Erhaltungsprogramm“ nach der Reha sinnvoll sein, regen die Mediziner Spielmanns und Meier an.
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