Notfallversorgung in der Pneumologie: Pilotprojekt für Respiratory Failure Units geplant

Stuttgart – Das europäische COPD-Audit hat einige Mängel bei der Notfallversorgung von COPD-Patienten aufgezeigt. Die Daten aus 13 europäischen Ländern zeigen unter anderem, dass trotz hoher Therapieeffektivität nur 45 Prozent der mehr als 16.000 Patienten mit leichter und 77 Prozent mit schwerer Azidose eine Beatmung erhielten. Der Verband Pneumologische Kliniken (VPK) will in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie dem Versorgungsdefizit mit einem Pilotprojekt entgegenwirken. Die Respiratory Failure Units (RFU) orientieren sich an erfolgreichen Konzepten der Stroke-Units und der Chest-Pain-Units.
Das COPD-Audit wurde an Patienten in 422 Krankenhäusern in ganz Europa durchgeführt, die primär mit dem Symptom Dyspnoe aufgenommen wurden. Daten einer Lungenfunktionsuntersuchung waren jedoch nur bei etwa 50 Prozent der 16.016 Patienten in der Real-World-Untersuchung verfügbar. „Dabei sind diese Daten essenziell, um den Schweregrad der Atemwegsobstruktion zu erkennen“, sagt Thomas Voshaar, Präsident des VPK vom Krankenhaus Bethanien in Moers.
Etwas besser schnitt die Analyse der Blutgase ab (BGA). Obwohl die Bestimmung von Sauerstoff, Kohlendioxid und pH-Wert des Blutes entscheidend für eine risikoadjustierte Versorgung der Patienten ist, wurde eine BGA nur bei 82 Prozent der Patienten mit Luftnot durchgeführt. Von diesen Patienten wiesen 45 Prozent eine Erhöhung des Kohlendioxids im Blut auf und 19 Prozent hatten infolge der CO2-Retention im Blut eine Übersäuerung (respiratorische Azidose). Die CO2-Retention und insbesondere die respiratorische Azidose sind Surrogatparameter für die Schwere der akuten Erkrankung und Prognoseparameter für die Sterblichkeit im Krankenhaus sowie die 90-Tage-Mortalität nach Entlassung der Patienten mit akuten Exazerbationen (AECOPD).
Strukturvorgaben der RFUs in Arbeit
Trotz der nachgewiesenen hohen Therapieeffektivität erhielten im Rahmen des europäischen COPD-Audits nur 45 Prozent der Patienten mit leichter und 77 Prozent mit schwerer Azidose eine Beatmung. „Mit der nicht invasiven Beatmung (NIV) müssen statistisch acht Patienten behandelt werden, um einen Todesfall zu vermeiden (number needed to treat). Der aktuelle Zustand ist daher inakzeptabel“, kritisiert Voshaar.
Die Respiratory Failure Units sollen das Versorgungsdefizit beheben. Eine Projektgruppe bereitet derzeit alles für das Pilotprojekt vor. „Wir erarbeiteten Vorgaben zur Struktur, in diesem Fall Personal und Technik, sowie Räumlichkeiten“, sagt Voshaar dem Deutschen Ärzteblatt (siehe Kasten). Bisher gebe es keine einheitlichen Vorgaben zur Struktur, was vor allem bei der Geräteausstattung und beim Personal nötig sei. „Eine risikoadjustierte Notfallversorgung von Patienten mit AECOPD beziehungsweise mit dem führenden Symptom Luftnot ist zudem notwendig.“ Komme es trotz dieser Maßnahmen zu einer Wiederaufnahmequote von 25 bis 35 Prozent innerhalb von 90 Tagen nach der Entlassung, müssten zudem Strategien für die Zeit nach der Klinikentlassung entwickelt werden, erklärt der Pneumologe.
Welche Kliniken im Pilotprojekt mitmachen und welches Institut das Projekt evaluieren wird, wird zu einem späteren Zeitpunkt vom VPK bekanntgegeben.
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