Medizin

Coronaimpfung von Schwangeren ohne Effekt auf neurologische Entwicklung des Kindes

  • Mittwoch, 24. Januar 2024
/Graphicroyalty, stock.adobe.com
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San Francisco – Eine Impfung gegen COVID-19 in der Schwangerschaft hat keine negativen Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung des Kindes. Das zeigt eine Studie aus den USA, für die in utero gegenüber der mütter­lichen COVID-19-Impfung exponierte Kinder bis zum Alter von 18 Monaten nachbeobachtet wurden. Die Studien­ergebnisse wurden jetzt in JAMA Pediatrics veröffentlicht (2024; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2023.5743).

„In der COVID-19-Pandemie zögerten viele Schwangere, sich gegen SARS-Co-V-2 impfen, da sie befürchteten, ihr Kind dadurch potenziellen Risiken auszusetzen“, schreiben Eleni G. Jaswa vom Department of Obstetrics, Gyneco­logy and Reproductive Sciences der University of California in San Francisco und ihre Kollegen. „Jetzt da sich die Gesellschaft aus der akuten Phase der Pandemie herausbewegt, müssen wir daran arbeiten, die Langzeitfolgen sowohl des Virus als auch der dagegen angewendeten Interventionen besser zu verstehen.“

„Unseres Wissens hat bislang noch keine Publikation die Assoziation zwischen mütterlicher COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft und neurologischer Entwicklung des Kindes untersucht. Der Zweck unserer Studie war es, diese Wissenslücke zu schließen“, ergänzen sie.

Prospektive Nachbeobachtung von Schwangeren und ihren Kindern

In die prospektive Kohortenstudie ASPIRE (Assessing the Safety of Pregnancy During the Coronavirus Pandemic) wurden in den USA von Mai 2020 bis August 2021 schwangere Teilnehmerinnen eingeschlossen. Die aus den Schwangerschaften hervorgegangenen Kinder werden weiter nachbeobachtet.

Für die vorliegende Analyse wurden in utero gegenüber der mütterlichen COVID-19-Impfung exponierte Kinder mit denjenigen verglichen, deren Mütter sich in der Schwangerschaft nicht hatten impfen lassen. Um einen etwaigen Effekt auf die neurologische Entwicklung der Kinder festzustellen, wurde im Alter von 12 und 18 Monaten der Ages and Stages Questionnaire, 3. Ausgabe (ASQ-3) angewendet.

Beurteilung von 5 Bereichen neurologischer Fähigkeiten

Die Mütter machten Angaben zu den Fähigkeiten der Kinder in den Bereichen Kommunikation, Grobmotorik, Feinmotorik, Problemlösung und Sozialverhalten. Ein Score unterhalb des jeweils etablierten Cutoff-Werts in einem dieser 5 Bereiche wurde als neurologische Entwicklungsverzögerung eingestuft.

Insgesamt nahmen 2.487 Schwangere an der Studie teil. Im Alter von 12 Monaten konnte die neurologische Entwicklung von 2.261 Kinder beurteilt werden, im Alter von 18 Monaten waren es 1940 Kinder.

In nicht um potenzielle Störfaktoren angepassten Analysen fielen 471 von 1.541 exponierten Kindern (30,6 %) mit 12 Monaten durch eine Verzögerung der neurologischen Entwicklung auf, in der nicht exponierten Gruppe waren es 203 von 720 Kindern (28,2 %). Der Unterschied war statistisch nicht signifikant (p=0,25.). Die entsprechenden Prävalenzen im Alter von 18 Monaten beliefen sich auf 262 von 1.301 (20,1 %) versus 148 von 639 (23,2 %), erneut kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p=0,13).

Kein Effekt der mütterlichen COVID-19-Impfung sichtbar

In um mehrere potenzielle Störvariablen (mütterliches Alter, Race, Ethnizität, Bildungsstand, Einkommen, Depres­sion, Angsterkrankung) angepassten Analysen war ebenfalls zu keinem der beiden Zeitpunkte ein Unterschied im Risiko für auffällige ASQ-3-Befunde zu beobachten (12 Monate: aRR 1,14; 95-%-Konfidenzintervall [KI] 0,97-1,33; 18 Monate: aRR 0,88; 95-%-KI 0,72-1,07).

Eine weitere Anpassung um Frühgeburtlichkeit und Geschlecht des Kindes hatte keinen Einfluss auf die Ergeb­nisse (12 Monate: aRR 1,16; 95-%-KI 0,98-1,36; 18 Monate: aRR 0,87; 95-%-KI 0,71-1,07).

Das Fazit der Autoren: „Die Ergebnisse dieser Kohortenstudie zeigen, dass die COVID-19-Impfung in der Schwan­ger­schaft aus Perspektive der neurologischen Entwicklung des Kindes im Alter von 18 Monaten sicher war. Es sollten weitere, noch längerfristigere Studien durchgeführt werden, um diese Befunde zu bestätigen und die klinischen Empfehlungen mit einer starken Evidenzbasis zu untermauern.“

nec

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