COVID-19: 35,68 Millionen Euro für digitale Impfzertifikate ausgezahlt

Berlin – Die digitalen Zertifikate, die zusätzlich zum Gelben Impfausweis eine Impfung gegen SARS-CoV-2 bescheinigen, sind für viele Menschen offenbar zu einem wichtigen Alltagsinstrument geworden. Das zeigen Daten aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Was die tatsächlichen Kosten für das Ausstellen angeht, sind exakte Aussagen bislang schwierig.
Bis zum 13. Juli sind nach Angaben des Ministeriums rund 66,1 Millionen COVID-19-Impfzertifikate in Deutschland ausgegeben worden. Bis zum 8. Juli waren es demnach rund 62,1 Millionen.
Zur Einordnung: Bisher sind rund 36,35 Millionen Menschen (43,7 Prozent der Gesamtbevölkerung) vollständig, also zwei Mal, geimpft. Insgesamt haben etwa 49 Millionen Bürger (58,9 Prozent) mindestens eine Impfdosis erhalten. Ein Zertifikat wird für beide Impfungen ausgestellt. Zwei Wochen nach der zweiten Impfung gegen SARS-CoV-2 gilt man als vollständig durchgeimpft.
Der 8. Juli markiert bei den Kosten für die Impfzertifikate einen Zwischenstand. Bis dahin erhielten Apotheker und Ärzte, die nachträglich Coronaimpfzertifikate ausstellten, für die Bescheinigung einer Erstimpfung 18 Euro, für die Bescheinigung einer Zweitimpfung dann noch sechs Euro. Das galt aber nur, wenn sie die Coronaimpfung zuvor selbst nicht vorgenommen hatten.
In der Regel sollte die impfende Praxis den Impfausweis direkt ausstellen. Dafür erhielten Ärzte laut Verordnung sechs Euro jeweils für die Erst- und Zweitimpfung. Diese Vergütung sollte aber auf zwei Euro abgesenkt werden, wenn die Erstellung über die Praxisverwaltungssysteme (PVS), also weitgehend automatisiert, erfolgte.
Zum 8. Juli ist dann die Vergütung für Apotheker und Ärzte per Verordnung herabgesetzt worden. Seitdem erhalten diese für die Ausstellung von digitalen Impfzertifikaten statt 18 Euro grundsätzlich sechs Euro. Für Ärzte gilt weiter, dass es zwei Euro bei Ausstellung über die PVS-Systeme gibt. Die zunächst höhere Vergütung sollte einen Anreiz schaffen, dass sich viele Ärzte und Apotheker an der Ausstellung der digitalen Impfzertifikate beteiligen.
Der Stichtag 8. Juli müsste daher eine bisherige Kostenabschätzung für die Ausstellung der Impfzertifikate zulassen. Allein: die exakten Daten fehlen bisher. Das Ministerium konnte noch keine Angaben dazu machen, wie viele Zertifikate bis zum 8. Juli in Arztpraxen, von Betriebsärzten und Apotheken sowie in Impfzentren ausgeteilt wurden. Das BMG begründet die fehlenden Zahlen mit unterschiedlichen Abrechnungsmodalitäten. Diese erfolgten monatlich oder quartalsweise – je nach Berufsgruppe.
„Im Hinblick auf die erstmalige Ausstellung des COVID-19-Impfzertifikates im Monat Juni liegen dem Bundesministerium für Gesundheit derzeit noch keine belastbaren Abrechnungsdaten vor“, heißt es auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes.
Das Bundesamt für soziale Sicherung (BAS), das für die Auszahlung der Vergütungen zuständig ist, teilte dem Deutschen Ärzteblatt auf Nachfrage mit, dass bis zum 15. Juli rund 35,62 Millionen Euro an die Apotheken ausgezahlt worden seien. 58.242 Euro seien bisher für die Arztpraxen abgerechnet worden. Macht zusammen rund 35,68 Millionen Euro.
Das BAS merkte aber an, dass nicht alle Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen, für die Arztpraxen) und Rechenzentren (für die Apotheken) bisher Mittel beim BAS angefordert haben. Die KVen rechnen quartalsweise ab, die Rechenzentren monatlich. Wie viele Abrechnungen noch folgen, konnte das BAS nicht beziffern.
Zahlen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zufolge haben die Apotheker bis zum 8. Juli rund 20 Millionen Impfzertifikate ausgegeben. Eine Berechnung der Kosten ist schwierig. Wäre jeder Impfling nach der zweiten Dosis in eine Apotheke gegangen, um sich nachträglich beide Coronaimpfungen bescheinigen zu lassen, hätte der Apotheker dafür einmal 18 Euro und einmal sechs Euro erhalten. Das wäre eine Gesamtsumme von rund 240 Millionen Euro für die Apotheken.
Da unklar ist, wie viele Zertifikate über die Impfzentren sowie Niedergelassene und Betriebsärzte ausgestellt worden sind, auch der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) liegen dazu keine Daten vor, ist eine weitere Aufschlüsselung der Kosten derzeit nicht möglich. Die Ausstellung von Impfzertifikaten in Impfzentren ist zudem in den Gesamtkosten der Impfzentren enthalten, wie das BAS erklärte. Dazu liegen der Behörde keine Daten vor.
Keine Angaben werden in Zukunft darüber zu erwarten sein, wie viele gefälschte Zertifikate bei einer Prüfung auffallen. Wie das BMG schreibt, weist die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) Impfausweise als Gegenstände einer Fälschung von Gesundheitszeugnissen nicht gesondert aus. Die CovPassCheck-App, mit der die Impfzertifikate eingelesen werden können, wurde nach Angaben des BMG rund 180.000 mal heruntergeladen.
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