COVID-19: Auch milde Erkrankungen können zu langfristigen Symptomen führen

Stockholm – 8 Monate nach einem milden Verlauf von COVID-19 leidet jeder 10. Mitarbeiter einer Klinik in Schweden noch an mindestens einem Residualsymptom, das sich negativ auf seine Arbeit, sein soziales oder häusliches Leben auswirkt. Dies berichten Public-Health-Forscher im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA, 2021; DOI: 10.1001/jama.2021.5612).
Mitarbeiter des Karolinska Instituts in Stockholm hatten bis Anfang Mai letzten Jahres dem gesamten Gesundheitspersonal eines lokalen Krankenhauses einen PCR-Test auf SARS-CoV-2 angeboten. Von den 2.149 Mitarbeitern, die getestet wurden, hatten sich 393 infiziert. Alle Mitarbeiter werden seither regelmäßig nach ihren Beschwerden befragt.
Von den 323 Personen (medianes Alter 43 Jahre), die nur leicht an COVID-19 erkrankt waren, klagten 26 % nach 2 Monaten noch über mindestens 1 mittelschweres bis schweres Symptom. Unter den seronegativen Personen, die sich auch später nicht infizierten, waren nur 9 % (aus anderen Gründen) erkrankt.
Das Team um Charlotte Thålin ermittelt ein 3-fach erhöhtes Risiko (RR 2,9; 95-Konfidenzintervall 2,2 bis 3,8). Nach 8 Monaten gaben noch 15 % gegenüber 3 % mindestens 1 mittelschweres bis schweres Symptom an (RR 4,4; 2,9 bis 6,7). Am häufigsten klagten die jungen Mitarbeiter über Anosmie, Müdigkeit, Ageusie und Dyspnoe. Eine erhöhte Prävalenz kognitiver Störungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme oder körperliche Beschwerden wie Muskel- und Gelenkschmerzen, Herzklopfen oder Langzeitfieber war laut Thålin nicht erkennbar.
Trotzdem beeinträchtigten die Residualsymptome die Mitarbeiter auch nach 8 Monaten: 8 % sahen sich in ihrem Arbeitsleben beeinträchtigt gegenüber 4 % der seronegativen Teilnehmer (RR 1,8; 1,2 bis 2,9). Insgesamt 15 % gaben an, dass die Beschwerden ihr soziales Leben störe, verglichen mit 6 % der seronegativen Teilnehmer (RR 2,5; 1,8 bis 3,6). Störungen im häuslichen Leben empfanden 12 % gegenüber 5 % (RR 2,3; 1,6 bis 3,4).
In der „Sheehan Disability Scale“, die Auswirkungen auf die drei Bereiche Arbeit, soziales und familiäres Leben erfasst, gaben 11 % der seropositiven Teilnehmer in allen drei Kategorien eine mäßige bis deutliche Störung an sowie mindestens 1 mittelschweres bis schweres Symptom, das seit 8 Monaten besteht, verglichen mit 2% der seronegativen Teilnehmer (RR 4,5; 2,7 bis 7,3).
Die Ergebnisse sind für Sebastian Havervall, den stellvertretenden Chefarzt der Klinik, eine Mahnung an alle jungen und gesunden Menschen, die Gefahr, die von dem Virus für sie ausgehe, nicht zu unterschätzen und sich vorsichtig zu verhalten.
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