Politik

COVID-19: Leopoldina diskutiert Rolle der Tracing-Apps

  • Mittwoch, 15. Juli 2020
/picture alliance, Britta Pedersen
/picture alliance, Britta Pedersen

Halle – Weltweit sind verschiedene Ansätze zur digitalen Kontaktnachverfolgung im Zu­sammenhang mit der Coronapandemie im Einsatz. Die bislang aus wissenschaftlicher Pers­pektive gesammelten Erfahrungen thematisierte die Nationale Akademie der Wiss­enschaften (Leopoldina) heute im Rahmen einer virtuellen Podiumsdiskussion.

Regina Riphahn, Vizepräsidentin der Leopoldina und Professorin für Statistik und empi­ri­sche Wirtschaftsforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, betonte, die Kontakt­nachverfolgung von Infizierten spiele eine „entscheidende Rolle“ bei der Eindämmung der Pandemie.

Grundsätzlich stimmten die geladenen Experten dieser Bewertung zu. Douglas Leith, Pro­fessor für Computersysteme am Trinity College Dublin und Gründer des Hamilton Ins­titu­te der National University of Ireland, betonte in diesem Zusammenhang, dass alle Ansät­ze der digitalen Kontaktnachverfolgung auch sinnvoll in das jeweilige Gesundheitssystem eingebunden werden müssten.

Judith Simon, Professorin für Ethik in der Informationstechnologie an der Universität Ham­burg und Mitglied im Deutschen Ethikrat, pflichtete bei: Mobile Software-Anwendun­gen wie Tracing-Apps seien stets im größeren Zusammenhang zu sehen. Die reine techni­sche Umsetzung der offiziellen Corona-Warn-App sei in Deutschland angesichts der Kürze der Zeit gut gelungen.

Neben Konzepten zur Einbindung der Tracing-Apps in das medizinische Versorgungsge­schehen vor Ort müssten auch pan-europäische Ansätze zur Harmonisierung der Apps verfolgt werden – betonte Jonathan Montgomery, Professor für Gesundheitsrecht am Uni­versity College London.

Zudem stelle sich generell die Frage, wie man mit solchen digitalen Werkzeugen zur Prä­vention und Kontrolle von Infektionskrankheiten gesellschaftlich umgehen wolle. So müsse möglichst länderübergreifend geklärt werden, ob bestimmte Einschränkungen der Bewegung im sozialen Raum bei Nichtnutzung ethisch vertretbar sind.

Aus der Sicht von Ethikratmitglied Simon müsse man an eine App-Nutzung gekoppelte restriktive Maßnahmen klar ablehnen. Kritisch sieht sie auch einen weiteren Aspekt: Die Marktmacht der großen IT-Konzerne habe sich in der Phase der App-Entwicklung, obwohl ein Projekt der öffentlichen Hand, deutlich gezeigt.

An deren Interessen gebe es, auch aufgrund fehlender rechtlicher Möglichkeiten, kaum ein Vorbeikommen. Staat und Gesellschaft sollten anstreben, die Kontrolle zumindest teilweise zurückzugewinnen.

aha

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