Medizin

COVID-19: Nachlassende Immunität macht weitere Booster notwendig

  • Dienstag, 4. Oktober 2022
/Bikej Barakus, stock.adobe.com
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Atlanta/Georgia – Die Schutzwirkung einer COVID-19-Impfung lässt auch nach einer Boosterung relativ rasch nach. Dies zeigt eine neue Analyse des VISION-Netzwerks der US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) im britischen Ärzteblatt (BMJ 2022; DOI: 10.1136/bmj-2022-072141), die damit die Notwendigkeit weiterer Impfungen unterstreicht.

Das VISION-Netzwerk der CDC umfasst 261 Kliniken und 272 Notfallaufnahmen in den USA. Dort werden alle Patienten mit Verdacht auf COVID-19 auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet. Aus dem Anteil der Geimpf­ten unter den positiv und negativ getesteten Patienten mit ähnlichen Symptomen kann auf die Wirksamkeit einer Impfung geschlossen werden.

Solche Test-negativen Fall-Kontroll-Studien haben sich in der Abschätzung der Grippeschutz­impfung be­währt, und sie werden zunehmend auch bei COVID-19 durchgeführt. Dank der hohen Zahl von 45.903 COVID-19-Patienten (Fälle), denen 213.103 Patienten mit COVID-19-Symptomen aber einem negativen Test (Kon­trollen) gegenübergestellt wurden, erreichen viele Analysen des VISION-Netzwerks eine statistische Signi­fikanz.

Die Studien können zudem zeitnah durchgeführt werden, so dass die von Jill Ferdinands vom „COVID-19 Response Team“ der CDC in Atlanta vorgestellten Ergebnisse aktuelle Trends anzeigen (die neuen bivalenten Impfstoffe wurden allerdings noch nicht erfasst).

Die Ergebnisse bestätigen die geringe Wirksamkeit der Grundimmunisierung mit den beiden in den USA zugelassenen mRNA-Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna. Der Schutz vor einer Hospitalisierung betrug in den ersten 2 Monaten nach der zweite Dosis nur 73 % (gegenüber 96 % in der Delta-Welle).

Die schwache Schutzwirkung der Grundimmunisierung lässt mit der Zeit weiter nach: Nach 6 bis 8 Monaten betrug die Schutzwirkung vor einer Hospitalisierung nur noch 48 % und nach mehr als 14 Monaten gerade einmal 19 %.

Der erste Booster steigerte die Schutzwirkung vor einer Hospitalisierung in den ersten 2 Monaten wieder auf 89 %. Allerdings war auch hier nach 4 bis 6 Monaten ein Abfall auf 66 % zu erkennen. Nach mehr als 8 Monaten betrug die Schutzwirkung nur noch 31 %.

In den USA haben ältere Erwachsene bereits eine vierte Dosis also ihren zweiten Booster erhalten. In der Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren stieg der Schutz vor einer Hospitalisierung auf 72 % an. In der Altersgruppe ab 65 Jah­ren, die als erste geimpft wurden, betrug die Schutzwirkung in den ersten 2 Monaten 76 % und im Zeitraum von 2 bis 4 Monaten 70 %. Auch hier deutet sich demnach eine Abschwächung an, allerdings auf hohem Niveau.

Am ungünstigsten ist die Situation für Personen mit Abwehrschwächen. Hier war die Schutzwir­kung vor einer Hospitalisierung mehr als 6 Monate nach der dritte Dosis auf 29 % abgefallen. Die vierte Dosis führte zu einem An­stieg auf 48 %. Das ist deutlich weniger, als in den ersten 2 Monaten nach der dritte Dosis erreicht wurde, als die Schutzwirkung gegen eine Hospitalisierung noch bei 78 % lag.

rme

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