SARS-CoV-2: Rechtzeitiger Booster schützte in Hongkong vor BA.2

Hongkong – Angestellte der Regierung in Hongkong, die rechtzeitig vor der 5. Erkrankungswelle im Frühjahr 2022 eine Auffrischung erhalten hatten, erkrankten seltener an COVID-19 als Personen, die nur eine Grundimmunisierung erhalten hatten. Die Schutzwirkung war laut dem Bericht in Lancet Regional Health - Western Pacific (2022; DOI: 10.1016/j.lanwpc.2022.100660) mit dem Totimpfstoff CoronaVac ebenso gut wie mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech, auch wenn die Immunantwort schwächer war.
Die Sonderverwaltungszone Hongkong erlebt derzeit eine erneute Erkrankungswelle. Das Ausmaß ist mit der BA.2-Welle vom Februar bis April 2022 nicht zu vergleichen. Damals traten bis zu 70.000 Erkrankungen auf mit bis zu 289 täglichen Todesfällen. Gestern waren es täglich 20.865 gemeldete Erkrankungen mit 59 Todesfällen. Die Grundimmunisierung scheint zumindest vor schwersten Erkrankungen zu schützen.
Bei den Erkrankungen muss es sich überwiegend um Durchbruchinfektionen handeln, denn 93,0 % der Bevölkerung sind aktuell durchgeimpft. Insgesamt 83,2 % haben bereits eine 3. Dosis erhalten, aber erst weniger als 10 % eine 4. Dosis.
Im Westen ist die Ansicht verbreitet, dass der in China produzierte klassische Totimpfstoff CoronaVac nicht die Qualität der mRNA-Vakzinen erreicht. Die von einem Team um Zhiwei Chen von der Universität Hongkong vorgestellten Untersuchungsergebnisse von 470 Staatsangestellten bestätigen diese Ansicht nur auf den ersten Blick.
Die durch die Impfung erzielten Antikörpertiter waren gegen die Variante BA.2 nach 3 Dosierungen CoronaVac deutlich niedriger als nach 3 Dosierungen BNT162b2. Der Impfschutz war jedoch ähnlich. Von den 168 dreifach mit BNT162b2 geimpften Angestellten erkrankten 22 (13,1 %) an einer Durchbruchinfektion. Trotz 3 Dosen CoronaVac erkrankten 13 von 67 Angestellten (19,4 %). Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war nicht signifikant. Am wenigsten Durchbruchinfektionen gab es bei den Angestellten, die nach einer Grundimmunisierung mit CoronaVac eine Auffrischung mit BNT162b2 erhalten hatten: Es erkrankten nur 2 von 32 Angestellten (6,3 %).
Bei den Angestellten, die nur die Grundimmunisierung erhalten hatten, erkrankten 46,2 % (BNT162b2) beziehungsweise 44,1 % (CoronaVac). Wichtiger als die Wahl des Impfstoffs scheint es zu sein, den Impfschutz rechtzeitig aufzufrischen. Ein weiterer Vorteil der Boosterung war ein milderer Verlauf. Keiner der 3-fach Geimpften zeigte Symptome. Aber auch die Grundimmunisierung hatte schwere Verläufe zumeist verhindert. Nur nach einer Grundimmunisierung mit CoronaVac gab es 3 milde Verläufe von COVID-19.
Chen führt dies auf die Induktion von Spikespezifischen Gedächtnis-B-Zellen und kreuzreaktiven Omikron-T-Zell-Antworten zurück, die in der Studie bei den Patienten ohne Durchbruchinfektion stärker ausgeprägt war. Ob diese Immunität die Bevölkerung auch aktuell noch vor einer Infektion schützt, ist unklar.
Die Laboruntersuchungen ergaben, dass die Auffrischung mit BNT162b2 höhere Antikörpertiter gegen BA.4/5 erzeugten als CoronaVac. Noch stärker war die Antikörper-Antwort bei einer Durchbruchinfektion. Die Erfahrungen aus der Studie zeigen jedoch, dass dies keine sichere Vorhersage für den Infektionsschutz erlaubt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: