COVID-19: Rheumatologen halten dritte Impfung für bedeutsam

Berlin – Impfungen gegen COVID-19 beeinflussen die Aktivität rheumatischer Erkrankungen im Allgemeinen nicht, nur selten kann sich das Krankheitsgeschehen akut verschlechtern. Besonders die erste Auffrischimpfung führt offenbar zu einer besonders deutlichen Immunantwort.
Das sagte Christof Specker, Direktor der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte, heute auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). „Die Impfungen sind verträglich und gut wirksam“, betonte der 1. Vizepräsident der DGRh.
Daten aus Israel zufolge hätten Impfungen gegen COVID-19 in ungefähr 90 Prozent der Fälle das Krankheitsgeschehen nicht beeinflusst, so der Rheumatologe weiter. Bei den restlichen zehn Prozent sei es sowohl zu, oft vorübergehenden, Verschlechterungen als auch zu Verbesserungen der rheumatischen Erkrankungen gekommen.
In einzelnen Fällen könnten durch die gewünschte Immunantwort rheumatische Symptome auftreten, betonte der Rheumatologe. Dies führe bei manchen überhaupt erst zur Diagnose der Rheumaerkrankung oder bei bekannter Diagnose zu einer vorübergehenden Verschlechterung.
„In der Summe konnten wir aber sagen, dass das Risiko an COVID-19 zu erkranken sicher schwerer wog als das Risiko durch die Impfung“, fasste Specker zusammen. Mit der aktuell vorherrschenden Omikronvariante könne sich die Situation eventuell verändert haben, da diese offenbar weniger pathogen sei. Allerdings spiele hier der bessere Schutz vor einem schwereren Verlauf durch die COVID-19-Impfungen der Betroffenen und der Allgemeinbevölkerung vermutlich ebenfalls eine Rolle.
Inwieweit immunmodulierende Therapien die Impfantwort abschwächen können, hänge auch − nicht nur bei Rheumapatienten − vom Alter ab, sagte der Rheumatologe. Medikamente wie höher dosiertes Kortison beeinflussten die Immunantwort ungünstig. Nur bei Patienten mit gut kontrollierten und sehr stabilen Erkrankungen sei es eventuell möglich, Therapien mit bestimmten Medikamenten für eine kurze Zeit, zirka eine Woche, zu unterbrechen.
Insgesamt bauten sich bei rheumatischen Erkrankungen die Antikörpertiter etwas später auf und fielen auch schneller wieder ab, so Specker. Das sei besonders dann der Fall, wenn mehrere Antirheumatika gleichzeitig eingenommen werden. Daher scheine für Rheumapatienten die dritte Impfung von großer Bedeutung zu sein. Denn diese habe die Immunantwort besonders deutlich gestärkt. Das zeigten aktuelle Studienergebnisse, die auf dem DGRh-Kongress in Berlin in der kommenden Woche vorgestellt werden.
Specker sagte weiter, dass eine zweite Boosterimpfung ratsam sei. Diese solle sechs Monate nach der letzten Impfung beziehungsweise nach einer SARS-CoV-Infektion erfolgen. Bei Patienten unter relevanter Immunsuppression sei sie schon nach vier Monaten sinnvoll.
Weiterhin berichtete Specker, dass von rheumatischen Erkrankungen Betroffene kein oder allenfalls ein leicht erhöhtes Risiko für SARS-CoV-2-Infektionen haben. „Allerdings ist die Erkrankung in ihrer Aktivität ein Risikofaktor.“
So stellten aktivere oder schwerere rheumatische Erkrankungen Risikofaktoren für die Infektion oder schwere COVID-19-Verläufe dar. Auch einige Arzneimittel erhöhten das Risiko, zum Beispiel Kortison in mittleren und hohen Dosierungen.
Diese Erkenntnisse konnten mit Hilfe eines in Deutschland früh in der Coronapandemie gestarteten Onlineregisters sowie von Ergebnissen wissenschaftlicher Publikationen und internationalen Kooperationen gewonnen werden.
Das Onlineregister erfasst SARS-CoV-2-Infektionen bei Patientinnen und Patienten mit rheumatologischen Krankheiten. Aktuell schließt es mehr als 5.500 bundesweit von ambulant und stationär tätigen Rheumatologinnen und Rheumatologen gemeldete Fälle ein.
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