Medizin

COVID-19: Wie die Viren die Lunge frühzeitig schädigen

  • Freitag, 28. Februar 2020
Lunge /krishnacreations, stock.adobe.com
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Wuhan – Eine Untersuchung der Lungenresektate von 2 Lungenkrebspatienten, bei denen später COVID-19 diagnostiziert wurde, liefert im Journal of Thoracic Oncology (2020; doi: 10.1016/j.jtho.2020.02.010) erstmals Einblicke in die frühen histopathologischen Veränderungen bei einer Infektion mit SARS-CoV-2.

Das SARS-CoV-2 befällt nach derzeitigem Kenntnisstand ohne Umwege die Epithelzellen der unteren Atemwege. Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 14 Tagen kommt es zu einer Pneumonie, die zuerst in der Computertomografie sichtbar wird. Am Zhongnan Hospital in Wuhan wurden in den letzten Wochen 2 Patienten mit COVID-19 behandelt, die ursprünglich aus einem anderen Grund in der Klinik waren. Bei der 84 Jahre alten Frau und dem 73 Jahre alten Mann war ein Adenokarzinom der Lunge diagnostiziert worden. Bei beiden wurden Teile der Lunge entfernt. Erst nach der Operation entdeckten die Ärzte, dass beide auch an COVID-19 litten. Die 84-jährige Patientin überlebte die Erkrankung nicht. Sie starb nach 29 Tagen in der Klinik, der 73-jährige Mann erholte sich und konnte nach 20 Tagen entlassen werden.

Erstmals frühe Gewebeveränderungen dokumentiert

Nach den Krebsoperationen hatten die Pathologen die Resektate untersucht. Dabei entdeckten sie auch die Lungenentzündung. Sie konnten erstmals die histopathologischen Veränderungen in der Frühphase von COVID-19 beschreiben.

Die Veränderungen, die das Team um Shu-Yuan Xiao vom Zhongnan Hospital beschreibt, waren wenig spektakulär. Die Lungenabschnitte waren ödematös. Auf den Gewebeschnitten erkannte das Forscherteam ein proteinhaltiges Exsudat sowie eine fokale reaktive Hyperplasie der Pneumozyten mit fleckiger entzündlicher Zellinfiltration und mehrkernigen Riesenzellen. Die Luftwege waren von einem fibroblastischen „Stopfen“ verlegt.

Erkennbar waren auch große Proteinglobuli, deren Bedeutung nach Einschätzung von Xiao nicht ganz klar ist. Sie wurden auch bei Patienten mit SARS beschrieben. Es könnte sich angesichts des fortgeschrittenen Alters der Patienten aber auch um unspezifische Veränderungen handeln, schreibt der Pathologe.

Da es noch keine immunhistochemischen Tests gibt, konnten die Forscher die Viren in den Präparaten nicht nachweisen. Angesichts des weiteren Verlaufs der Erkrankung dürfte jedoch kein Zweifel daran bestehen, dass die Pneumonie durch SARS-CoV-2 ausgelöst wurde.

rme

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