SARS-CoV-2: Informationen für Ärzte und Appell an Patienten

Berlin – Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und einige Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) haben Informationen und auch Ansprechpartner für Ärzte auf ihren Internetseite zusammengestellt. Sie appellierten zugleich an Patienten, die meinen, betroffen zu sein, nicht einfach in den Praxen zu erscheinen.
Die KBV hat extra eine kompakte Praxisinformation für Ärzte mit allen wichtigen Aspekten zum Vorgehen bei Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion aufgelegt. Das Papier bietet auf einer Seite einen schnellen Überblick, wie in der Praxis vorzugehen ist, wenn sich ein Patient mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus telefonisch anmeldet.
Außerdem werden die Schritte erläutert, die in der Praxis eingehalten werden sollten, wenn der Patient ohne Anmeldung in die Praxis kommt. Dabei geht die Praxisinformation unter anderem auch darauf ein, welche Fälle dem örtlichen Gesundheitsamt gemeldet werden müssen und mit welcher EBM-Ziffer Fälle, bei denen ein klinischer Verdacht vorliegt oder eine Infektion mit dem SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde, gekennzeichnet werden müssen.
Umfassende Informationen, die täglich aktualisiert werden, bietet auch das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Themenseite zum Coronavirus. Dort hat das RKI unter anderem ein Flussschema erstellt, das Ärzte beim Handeln helfen soll. Die KV Bayerns hat zum Beispiel eine Servicehotline für Ärzte eingerichtet (089/57093-40600). An Werktagen erhalten Mediziner dort derzeit telefonische Beratung bis 20 Uhr.
Aufruf an die Bevölkerung
KBV und KVen wendeten sich zugleich mit einem Appell an die Bevölkerung. „Bei geringer Krankheitssymptomatik“ sollten Praxen oder Krankenhausambulanzen nicht sofort persönlich aufgesucht werden, da dies chronisch kranke Patienten und Mitarbeiter der Praxen gefährden könne, erklärte die Vertreterversammlung der KV Niedersachsen (KVN). Außerdem müsse die drohende Schließung von Arztpraxen verhindert werden, falls sich ein Coronaverdacht bestätige.
„Wer beunruhigt ist, dass er sich angesteckt haben könnte, weil er unter Erkältungssymptomen leidet und sich in einer Region aufgehalten hat, in der Coronafälle aufgetreten sind, wendet sich – das ist wichtig – zunächst telefonisch an eine Arzt- oder Bereitschaftsdienstpraxis oder wählt die bundesweite Telefonnummer 116117 des Patientenservices“, erklärte auch die KBV.
Sofern erforderlich werde über die 116117 die weitere Abklärung vorgenommen. Die abklärenden Tests in Form eines Rachenabstrichs könnten in den Praxen vorgenommen werden, wenn der Arzt dies für medizinisch notwendig einschätze, hieß es.
„Da die Praxen durch die Grippewelle ohnehin schon mehr zu tun haben, erleichtert die telefonische Kontaktaufnahme mit den Praxen oder der 116117 die Organisation“, begründete der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Stephan Hofmeister, die Vorgehensweise. Inbesondere die Nummer 116117 sei 24 Stunden täglich erreichbar. Gut aufbereitete Informationen fänden Patienten unter anderem auf der Internetseite 116117.de.
KBV-Chef Andreas Gassen betonte, dass sich die Menschen bei der Eindämmung des neuartigen Coronavirus auf die niedergelassenen Ärzte in den 100.000 Praxen verlassen könnten. Es gebe eine sehr eng abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Haus- und Fachärzten, KVen und KBV mit den örtlichen Gesundheitsbehörden, dem Bundesgesundheitsministerium, den Gesundheitsministerien der Länder sowie den Krankenhäusern.
„Es war zu erwarten, dass die Zahl der bestätigten Coronafälle zunimmt und wohl auch noch weiter zunehmen wird“, sagte Gassen. Wichtig sei aber: Nicht jeder Infizierte habe überhaupt Symptome. Die meisten hätten nur grippeähnliche Beschwerden. „Vergessen wir auch nicht, dass unabhängig vom Coronavirus derzeit viele Menschen an einer Erkältung oder einem grippalen Infekt leiden.“
Die KVN wies darauf hin, dass dringend ausreichend Schutzkleidung nach den Vorgaben des RKI von den Behörden zur Verfügung gestellt werden muss, um besser gerüstet zu sein. Am vergangenen Freitag hatte der Vorsitzende des niedersächsischen Hausärzteverbandes, Mathias Berndt, betont, dass Schutzmaterialien in vielen Praxen knapp würden.

Es sei derzeit schwierig, etwa Schutzkittel oder Mundschutz nachzubestellen – auch weil die Masse davon in China produziert werde. Angesichts der steigenden Zahl der bestätigten Infektionen in Deutschland forderte Berndt einen anderen Umgang mit Verdachtsfällen in Niedersachsen.
„In den wenigsten Praxen ist für eine solche Ausnahmesituation ausreichend Schutzausrüstung verfügbar“, erklärte Burkhard Ruppert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Berlin.
Deshalb habe man die Senatsverwaltung für Gesundheit als Teil des Berliner Katastrophenschutzes aufgefordert, den niedergelassenen Ärzten schnellstmöglich die notwendige Schutzausrüstung wie zum Beispiel FFP2-Masken, Mund-Nasen-Schutz, Schutzkittel und gegebenenfalls auch Schutzbrillen zur Verfügung zu stellen. Er betonte, es nütze niemandem etwas, wenn Ärzte und Praxispersonal Verdachtsfälle ohne Schutz behandelten und sich selbst ansteckten.
Dieselbe Forderung erging an die Senatsverwaltung hinsichtlich des fahrenden Dienstes des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. „Unsere ÄBD-Ärzte können nur dann zu Verdachtsfällen fahren, wenn sie ausreichend geschützt untersuchen können. Das machen die Krankenhäuser, die Feuerwehr oder die Polizei für ihre Mitarbeiter nicht anders“, so Ruppert.
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