Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung: Erster Bluttest zur Diagnose aller drei Formen

Ulm/Mölndal – Deutsche und schwedische Forscher haben einen Bluttest entwickelt, mit dem sich alle drei Formen der tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJK) diagnostizieren lassen. Die Krankheit konnten Ärzte bisher nur anhand klinischer Symptome, ergänzt durch EEG-Befunde und eine Nervenwasser-Untersuchung, feststellen.
Die Ebenbürtigkeit des Bluttests, der hirnspezifische Neurofilamente misst, bestätigen jetzt die Ergebnisse einer Studie, die in Scientific Reports publiziert wurde (2016, doi: 10.1038/srep38737). Gleichzeitig berichten zwei Forscherteams der Université de Montpellier und der University of Texas Houston Medical School in Science Translational Medicine darüber, ebenfalls einen Bluttest entwickelt zu haben, der Prionen im Blut detektiert (2016, doi: 10.1126/scitranslmed.aag1257 und 10.1126/scitranslmed.aaf6188) – allerdings nur bei Patienten, die an der seltenen neuen CJK-Variante leiden.
Mit der neuen Blutdiagnostik messen die Ulmer Forscher hirnspezifische Neurofilamente mittels Biomarker. Erhöhte Werte davon lassen sich bereits kurz vor dem Ausbruch der Erkrankung in den Patientenproben nachweisen. „Diese frühzeitigen Hinweise werden zunehmend wichtiger, da es erste Ansätze für eine ursächliche Therapie gibt“, beschreibt Markus Otto vom Ulmer Universitätsklinikum für Neurologie den Vorteil gegenüber der bisherigen Diagnostik. Bisher konnten Ärzte lediglich Symptome der CJK lindern.
In einer vergleichenden Studie mit rund 100 Probanden (darunter 43 CJK-Patienten) haben die Wissenschaftler gezeigt, dass der neue Test den etablierten Verfahren mindestens ebenbürtig ist. Darüber hinaus könnte er die Diagnostik einer weiteren neurodegenerativen Erkrankung verbessern. „Im Gegensatz zum Nachweis der sehr spezifischen Prionproteine im Nervenwasser beschränkt sich die Messung der Neurofilamente beim Bluttest keineswegs auf die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung. Sie ermöglicht auch eine frühzeitige Diagnose der Amyotrophen Lateralsklerose“, erklärt Otto.
Bisher wird die Diagnose der CJK aufgrund von klinischen Symptomen, wie einem rapiden Abfall geistiger Fähigkeiten, motorischen und visuellen Störungen, gestellt, ergänzt durch EEG-Befunde und bildgebende Verfahren. Dazu sucht man im Nervenwasser der Patienten nach spezifischen, krankmachenden Proteinen. Diese Prionproteine aus dem Nervenwasser können mittlerweile im Labor vervielfältigt und so nachgewiesen werden.
In naher Zukunft soll die Zuverlässigkeit des Bluttests in einer größeren klinischen Studie überprüft werden. Otto ist überzeugt, dass der neue Test schon bald in der Klinik eingesetzt werden kann – vor allem in der Differentialdiagnostik und in der Verlaufskontrolle bei klinischen Studien.
Weiterer Bluttest weist Prionen der neuen Variante nach
Zur gleichen Zeit konnte auch der Nachweis von Prionprotein deutlich verbessert werden. Das zeigen die Arbeiten von Claudio Soto von der University of Texas Houston Medical School, Houston und auch die Arbeit von Joliette Coste von der Université de Montpellier. „Den Kollegen ist es erstmals gelungen, pathologisches Prionprotein im Blut von Patienten, die an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJK) erkrankt sind, nachzuweisen“, erklärt der Ulmer Neurologe. Die Gruppe aus Montepellier konnte sogar an zwei Patienten zeigen, dass in deren Blut pathologisches Prionprotein bereits wenige Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung nachweisbar war. Diese Blutproben hatten sie als Rückstellproben von Blutspendern erhalten, die später eine vCJK entwickelten.
„Dieser Befund ist enorm wichtig für den Einsatz in einer Blutbank, insbesondere da man bei der vCJK annehmen muss, dass sich der Erreger zunächst außerhalb des Gehirns vermehrt“, sagt Otto. Interessant sei, dass diese Verfahren bislang nur Patienten mit der neuen Variante erkennen, nicht aber Patienten mit sporadischer CJK und auch keine Patienten mit einer genetischen Variante. Sowohl bei der sporadischen Form als auch bei der genetischen ist nicht klar, ob und wann sich überhaupt Infektiosität im Blut befinde, führt der Wissenschaftler aus.
„Der Vorteil der Neurofilamentmessung ist, dass dieser Test auch Patienten mit der sporadischen und genetischen Form erkennt“, sagt Otto. Zudem könne dieser Test den Beginn der genetischen Formen der CJK bereits frühzeitig anzeigen. Jedoch sei der Test nicht spezifisch, weshalb eine Differenzialdiagnose immer beachtet werden müsse, erklärt Otto den Nachteil der Neurofilamentmessung. Ob zukünftig beide Bluttests zum Einsatz kommen, werden weitere Studien zeigen.
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