Darmkrebs: Ernährungswechsel verändert Darm bereits nach zwei Wochen

Pittsburgh – Wer seine Ernährung umstellt, beeinflusst dadurch vermutlich auch sein Darmkrebsrisiko. Erste Auswirkungen waren in einem Austausch-Experiment in Nature Communications (2015; doi: 10.1038/ncomms7342) bereits nach zwei Wochen nachweisbar.
Von 100.000 US-Amerikanern afrikanischer Herkunft erkranken jährlich 65 an Darmkrebs. In ländlichen Regionen Afrikas sind es dagegen weniger als 5 pro 100.000. Beide Gruppen sind ethnisch verwandt, ernähren sich aber sehr unterschiedlich. Amerikaner nehmen dreimal mehr Fette und Proteine zu sich, während die Kost im ländlichen Afrika vor allem pflanzlicher Natur ist mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten und Ballaststoffen. Afrikaner produzieren deshalb deutlich mehr Kot als ihre „Verwandten“ in Amerika.
Ein Team um Stephen O’Keefe von der University of Pittsburgh School of Medicine hat jetzt untersucht, wie sich ein Austausch der Ernährung auf die Zusammensetzung der Darmflora und die Darmschleimhaut auswirkt. Insgesamt 40 Probanden im Alter zwischen 50 und 65 Jahren nahmen an der Studie teil.
Die Hälfte waren Afroamerikaner, die andere Hälfte stammte aus ländlichen Regionen Südafrikas. Für zwei Wochen tauschten beide Gruppen ihre Ernährungsweise. Die Afrikaner wurden der typischen amerikanischen Fastfood-Nahrung ausgesetzt, während die Afroamerikaner nach originalen afrikanischen Rezepten bekocht wurden. Vor und nach der zweiwöchigen Phase wurden Stuhlproben analysiert und eine Koloskopie durchgeführt.
Die Unterschiede zeigten sich bereits bei der ersten Koloskopie. Bei neun Afroamerikanern wurden Polypen entdeckt und entfernt, wohingegen bei keinem der Afrikaner Polypen vorlagen. Von diesen litten dagegen drei an Darmparasiten (zweimal Schistosoma, einmal Bandwurm), die in den USA nicht verbreitet sind. In den Schleimhautzellen der Afroamerikaner wurde häufiger der Proliferationsmarker Ki67 nachgewiesen.
Er zeigt eine erhöhte Teilungsrate der Zelle an, die ein erster (aber unsicherer) Hinweis auf ein Krebswachstum ist. Auch der Darminhalt der beiden Gruppen unterschied sich deutlich. In der Darmflora der Afrikaner dominierten Bakterien, die Buttersäure bilden. Buttersäure entsteht beim Abbau von Pflanzenfasern. Sie soll eine Schutzwirkung gegen Darmkrebs haben.
Der Wechsel der Ernährung über nur zwei Wochen hatte deutliche Auswirkungen auf die Darmflora und das Epithel. Die „Afrikanisierung“ der Diät führte zu einem 2,5-fachen Anstieg der Buttersäure in den Faeces, während die Konzentration des Proliferationsmarkers Ki67 in den Epithelzellen zurückging. Die westliche Diät hatte den gegenteiligen Effekt. Die Buttersäure-Konzentration ging um die Hälfte zurück und der Proliferationsmarker Ki67 stieg an. Änderungen gab es auch in der Konzentration der sekundären Gallensäuren, die im Darm von Bakterien gebildet werden. Die westliche Diät hatte hier einen Anstieg zur Folge, die afrikanische Kost führte zu einem Rückgang.
Ob die Änderung der Kost für das erhöhte Darmkrebsrisiko der Afroamerikaner verantwortlich ist, kann die Studie natürlich nicht klären. Hierzu wären Langzeituntersuchungen notwendig. Nahrungsergänzungsmittel dürften allerdings nicht ausreichen, wie die Erfahrungen aus klinischen Studien mit Ballaststoffen zeigen, deren Ergebnisse nach einer Analyse der Cochrane Collaboration nicht überzeugen konnten.
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