Medizin

Darmkrebs: Ernährungswechsel verändert Darm bereits nach zwei Wochen

  • Donnerstag, 30. April 2015
Uploaded: 30.04.2015 18:42:42 by mis
Fast Food ist in den USA eine typische Mahlzeit dpa

Pittsburgh – Wer seine Ernährung umstellt, beeinflusst dadurch vermutlich auch sein Darmkrebsrisiko. Erste Auswirkungen waren in einem Austausch-Experiment in Nature Communications (2015; doi: 10.1038/ncomms7342) bereits nach zwei Wochen nachweisbar.

Von 100.000 US-Amerikanern afrikanischer Herkunft erkranken jährlich 65 an Darm­krebs. In ländlichen Regionen Afrikas sind es dagegen weniger als 5 pro 100.000. Beide Gruppen sind ethnisch verwandt, ernähren sich aber sehr unterschiedlich. Amerikaner nehmen dreimal mehr Fette und Proteine zu sich, während die Kost im ländlichen Afrika vor allem pflanzlicher Natur ist mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten und Ballast­stoffen. Afrikaner produzieren deshalb deutlich mehr Kot als ihre „Verwandten“ in Amerika.

Ein Team um Stephen O’Keefe von der University of Pittsburgh School of Medicine hat jetzt untersucht, wie sich ein Austausch der Ernährung auf die Zusammensetzung der Darmflora und die Darmschleimhaut auswirkt. Insgesamt 40 Probanden im Alter zwischen 50 und 65 Jahren nahmen an der Studie teil.

Die Hälfte waren Afroamerikaner, die andere Hälfte stammte aus ländlichen Regionen Südafrikas. Für zwei Wochen tauschten beide Gruppen ihre Ernährungsweise. Die Afri­kaner wurden der typischen amerikanischen Fastfood-Nahrung ausgesetzt, während die Afroamerikaner nach originalen afrikanischen Rezepten bekocht wurden. Vor und nach der zweiwöchigen Phase wurden Stuhlproben analysiert und eine Koloskopie durch­geführt.

Die Unterschiede zeigten sich bereits bei der ersten Koloskopie. Bei neun Afro­amerikanern wurden Polypen entdeckt und entfernt, wohingegen bei keinem der Afrikaner Polypen vorlagen. Von diesen litten dagegen drei an Darmparasiten (zweimal Schistosoma, einmal Bandwurm), die in den USA nicht verbreitet sind. In den Schleimhautzellen der Afroamerikaner wurde häufiger der Proliferationsmarker Ki67 nachgewiesen.

Er zeigt eine erhöhte Teilungsrate der Zelle an, die ein erster (aber unsicherer) Hinweis auf ein Krebswachstum ist. Auch der Darminhalt der beiden Gruppen unterschied sich deutlich. In der Darmflora der Afrikaner dominierten Bakterien, die Buttersäure bilden. Buttersäure entsteht beim Abbau von Pflanzenfasern. Sie soll eine Schutzwirkung gegen Darmkrebs haben.

Der Wechsel der Ernährung über nur zwei Wochen hatte deutliche Auswirkungen auf die Darmflora und das Epithel. Die „Afrikanisierung“ der Diät führte zu einem 2,5-fachen Anstieg der Buttersäure in den Faeces, während die Konzentration des Proliferations­markers Ki67 in den Epithelzellen zurückging. Die westliche Diät hatte den gegenteiligen Effekt. Die Buttersäure-Konzentration ging um die Hälfte zurück und der Proliferations­marker Ki67 stieg an. Änderungen gab es auch in der Konzentration der sekundären Gallensäuren, die im Darm von Bakterien gebildet werden. Die westliche Diät hatte hier einen Anstieg zur Folge, die afrikanische Kost führte zu einem Rückgang.

Ob die Änderung der Kost für das erhöhte Darmkrebsrisiko der Afroamerikaner verantwortlich ist, kann die Studie natürlich nicht klären. Hierzu wären Langzeitunter­suchungen notwendig. Nahrungsergänzungsmittel dürften allerdings nicht ausreichen, wie die Erfahrungen aus klinischen Studien mit Ballaststoffen zeigen, deren Ergebnisse nach einer Analyse der Cochrane Collaboration nicht überzeugen konnten.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung