Medizin

Ernährung beeinflusst über Darmflora das Darmkrebsrisiko

  • Montag, 30. Januar 2017

Boston – Kann eine gesunde Ernährung vor Darmkrebs schützen? Menschen, die sich vollwertig ernährten, erkrankten in zwei prospektiven Beobachtungsstudien in JAMA Oncology (2017; doi: 10.1001/jamaoncol.2016.6374) seltener an Tumoren, in denen Gene von Fusobacterium nucleatum nachgewiesen wurden. Bei Tumoren ohne Nach­weis des Darmbakteriums bestand keine Verbindung zum Ernährungsverhalten.

Vor einigen Jahren wurde das Darmbakterium Fusobacterium nucleatum im Gewebe von Kolorektalkarzinomen entdeckt. Der Nachweis des Bakteriums ist häufig mit einem aggressiven Verlauf der Krebserkrankungen verbunden. F. nucleatum gehört zu den Darmbakterien, die durch eine westliche Kost mit einem hohen Anteil von rotem und verarbeitetem Fleisch begünstigt werden. In einer Interventionsstudie kam es bereits zwei Wochen nach dem Wechsel von einer vollwertigen auf eine westliche Kost zu einer Zunahme von F. nucleatum in der Darmflora. 

Ein Team um Shuji Ogino vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston hat jetzt in 1.019 Kolorektalkarzinome nach genetischen Spuren von F. nucleatum gesucht. Die Gewebe­proben stammten von Teilnehmern der Nurses’ Health Study und der Health Professio­nals Follow-up Study, die seit Jahrzehnten regelmäßig nach ihren Ernährungsgewohn­heiten befragt worden waren. In früheren Analysen war aufgefallen, dass Teilnehmer mit einem westlichen Ernährungsstil häufiger an Darmkrebs erkranken. 

In der aktuellen Analyse kam heraus, dass das ernährungsbedingte Risiko auf Tumore beschränkt ist, in denen genetische Spuren von F. nucleatum nachweisbar sind. Eine vollwertige Kost mit einem hohen Verzehr von Obst und Gemüse sowie Vollkorn­produk­ten war mit einem um 57 Prozent verminderten Risiko auf eine Darmkrebserkrankung mit Nachweis von  F. nucleatum verbunden. Die multivariable Hazard Ratio von 0,43 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,25 bis 0,72 hochsignifikant. Darmkrebs­erkrankungen ohne F. nucleatum im Tumorgewebe traten dagegen nicht seltener auf, wenn die Personen sich vollwertig ernährt hatten.

Da die Teilnehmer der beiden Beobachtungsstudien sehr sorgfältig nach ihren Lebens­gewohnheiten interviewt werden, konnte Ogino andere Erklärungen weitgehend aus­schlie­ßen. Die Studie sei der derzeit stärkste epidemiologische Beleg für einen Einfluss der Darmflora auf die Darmkrebsentstehung, schreibt Ogino. Eine Bestätigung durch tierexperimentelle Studien steht allerdings noch aus.

rme

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