Medizin

Demenz: Kognitive und Alltags-Fähigkeiten ohne Medikamente stabilisieren

  • Montag, 4. Dezember 2017
Tagespflege, Alltagstätigkeiten, Kartoffel schälen /Gerhard Seybert, stock.adobe.com
Ein Bestandteil der MAKS-Therapie für Menschen mit Demenz fokusiert auf Alltagsaktivitäten, die sowohl den Haushalt betreffen als auch handwerkliches Geschick fordern. /Gerhard Seybert, stock.adobe.com

München/Erlangen/Nürnberg – Für Tagespflegeeinrichtungen gibt es bisher kein wissenschaftlich erprobtes Versorgungskonzept für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Die Mehrkomponententherapie MAKS könnte Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz auch ohne Medikamente helfen. In einer prospektiven Verlaufsstudie sorgte der multimodale Ansatz nach sechs Monaten für stabile kognitive und Alltags-Fähigkeiten, während sich diese in der Kontrollgruppe deutlich verschlechtert hatten. Die Ergebnisse publizierten die Forscher im Deutschen Ärzteblatt (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 815–21).

Die Abkürzung MAKS steht für vier Komponenten: motorisch, alltags­praktisch, kognitiv, sozial. Diese werden in Form von Übungen in einer fest­gelegten Reihenfolge täglich in zwei­stündigen Interventionseinheiten in einer Gruppe absolviert (siehe Kasten). Im Rahmen der Studie nahmen 263 Menschen mit kognitiven Einschrän­kungen fünf Tage pro Woche an der nicht-medikamentösen Therapie teil. Die Ergebnisse verglichen die Autoren nach sechs Monaten MAKS-Intervention mit 190 Kontroll-Probanden aus Tagespflegeeinrichtungen. Wie gut die Teilnehmer anschließend den Alltag und kognitive Herausforderungen bewältigten, wurde anhand des MMSE-Werts (Mini-Mental Status Examination) und des ETAM-Werts gemessen. ETAM steht für Erlangen Test of Activities of Daily Living in Persons with Mild Dementia or Mild Cognitive Impairment.

In der Interventionsgruppe gelang es mithilfe von MAKS alltagspraktische Fähigkeiten auf dem gleichen Niveau zu halten. Ebenso blieben die kognitiven Fähigkeiten bei den zu Hause lebenden Menschen mit Demenz stabil. Im Vergleich dazu schnitt die Kontrollgruppe signifikant schlechter ab. Da es sich um ein nichtkausale Therapie handelt, war keine Verbesserung der kognitiven Leistung zu erwarten. Das erreichte Ziel sei daher realistisch und optimal, schlussfolgern die Autoren.

Auch Hermann-Josef Gertz vom Universitätsklinikum Leipzig ordnet diese Art der Intervention als wichtig ein: Sie sei nicht nur einfach durchzuführen, sondern sei auch über eine bereits existierende Finanzierung gesetzlich über die Pflegeversicherung geregelt, schreibt er im Editorial zur Studie. Teure Investitionen, Umbauten oder spezialisierte Therapeuten seien nicht notwendig. Zwar bedeute die Studie keinen „Durchbruch“ in der Demenzforschung, dafür aber eine hilfreiche Ergänzung des therapeutischen Angebots, das derzeit noch sehr begrenzte Möglichkeiten biete.

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