„Der Ballermann darf nicht ein zweites Ischgl werden“

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich besorgt über die Partys von Touristen auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca gezeigt. „Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird“, sagte er heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler.
An der Playa de Palma hatten Hunderte Touristen unter Missachtung der Vorsichtsmaßnahmen hemmungslos gefeiert. Spahn sagte, gemeinsames Feiern erhöhe das Risiko. „Ich bin jetzt wirklich kein Spielverderber oder Spaßverderber oder Feierverächter – aber es ist halt grad nicht die Zeit dafür.“
Während der Rückreise im Flugzeug und dann zu Hause erhöhten diese Menschen dann auch das Risiko für viele andere. Feiern im österreichischen Skiort Ischgl gelten als einer der Ausgangspunkte für die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 auch in Deutschland.
„Die Pandemie ist nicht vorbei, wir sind noch mitten in der Pandemie“, sagte Spahn. Sowohl der Minister als auch Wieler riefen die Bevölkerung auf, die Hygiene- und Abstandsregeln weiterhin zu befolgen und dort wo nötig, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Dies ist und bleibe „der Schlüssel“. Die Regeln gälten auch für den Urlaub, weil die Mobilität es dem Virus leichter mache, sich zu verbreiten, betonte Spahn.
Wachsam bleiben und nicht übermütig werden
Mit Blick auf die Feiern im In- und Ausland sagte Spahn, er verstehe den Drang zum Feiern, warne aber vor einem „Jetzt-erst-recht-Modus“. „Wir sollten wachsam bleiben und sollten nicht übermütig werden“, forderte Spahn. So kritisierte er auch Pläne von einzelnen, das in München abgesagte Oktoberfest nun in den eigenen vier Wänden zu feiern.
Ein gemeinsames Vorgehen innerhalb der EU speziell zu Flugreisen und Sicherheitsabständen im Flugzeug gibt es offenbar noch nicht. Hier erklärte Spahn, dass man in der Rückschau bereits im März früher Flugreisen nach China hätte stoppen können.
„Als erstes Land hat Italien den Flugverkehr gestoppt, aber auch das hat nicht geholfen.“ Viel mehr müssten die Regeln wie Maske tragen eingehalten werden. Auch RKI-Chef Wieler sieht Flugzeuge per se nicht als Infektionstreiber, eher das Einhalten von Abständen beim Einsteigen in das Flugzeug könnten ein Problem sein.
Gleichzeitig behalte man auch das Infektionsgeschehen in einzelnen europäischen Regionen im Blick. Die Reisewarnung, die es beispielsweise für die Türkei gibt, bekräftigte Spahn noch einmal. „Wenn die Türkei uns täglich regional differenzierte Daten zu Infektionen liefern könnte, dann wäre es einfacher.“
FDP-Fraktionsvize Michael Theurer forderte von der Bundesregierung gemeinsam mit den spanischen Behörden „eine Kampagne gegen die Bildung eines möglichen Hotspots Mallorca“. Es sei kaum vorstellbar, wenn sich infizierte Urlauber anschließend auf ganz Deutschland verteilten. „Das wäre der Turbo für die zweite Welle", warnte Theurer.
Der Linken-Gesundheitspolitiker Achim Kessler rief die Regierung auf, „jetzt Vorkehrungen für eine mögliche zweite Infektionswelle zu treffen“. Sämtliche Planungen und Überlegungen müssten öffentlich gemacht werden, forderte er.
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