Politik

„Der Ballermann darf nicht ein zweites Ischgl werden“

  • Montag, 13. Juli 2020
Dichtes gedränge: Hunderte Urlauber aus Deutschland sollen am Ballermann auf Mallorca Party gemacht haben, ohne sich um die derzeit in Spanien geltenden Coronaregeln zu scheren. /picture alliance, Clara Margais
Dichtes Gedränge: Hunderte Urlauber aus Deutschland sollen am Ballermann auf Mallorca Party gemacht haben, ohne sich um die derzeit in Spanien geltenden Coronaregeln zu scheren. /picture alliance, Clara Margais

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich besorgt über die Partys von Touristen auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca gezeigt. „Wir müssen sehr auf­pass­en, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird“, sagte er heute auf einer ge­meinsa­men Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler.

An der Playa de Palma hatten Hunderte Touristen unter Missachtung der Vorsichtsmaß­nahmen hemmungslos gefeiert. Spahn sagte, gemeinsames Feiern erhöhe das Risiko. „Ich bin jetzt wirklich kein Spielverderber oder Spaßverderber oder Feierverächter – aber es ist halt grad nicht die Zeit dafür.“

Während der Rückreise im Flugzeug und dann zu Hause erhöhten diese Menschen dann auch das Risiko für viele andere. Feiern im österreichischen Skiort Ischgl gelten als einer der Ausgangspunkte für die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 auch in Deutsch­land.

„Die Pandemie ist nicht vorbei, wir sind noch mitten in der Pandemie“, sagte Spahn. So­wohl der Minister als auch Wieler riefen die Bevölkerung auf, die Hygiene- und Abstands­regeln weiterhin zu befolgen und dort wo nötig, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Dies ist und bleibe „der Schlüssel“. Die Regeln gälten auch für den Urlaub, weil die Mo­bilität es dem Virus leichter mache, sich zu verbreiten, betonte Spahn.

Wachsam bleiben und nicht übermütig werden

Mit Blick auf die Feiern im In- und Ausland sagte Spahn, er verstehe den Drang zum Fei­ern, warne aber vor einem „Jetzt-erst-recht-Modus“. „Wir sollten wachsam bleiben und sollten nicht übermütig werden“, forderte Spahn. So kritisierte er auch Pläne von einzel­nen, das in München abgesagte Oktoberfest nun in den eigenen vier Wänden zu feiern.

Ein gemeinsames Vorgehen innerhalb der EU speziell zu Flugreisen und Sicherheits­ab­ständen im Flugzeug gibt es offenbar noch nicht. Hier erklärte Spahn, dass man in der Rückschau bereits im März früher Flugreisen nach China hätte stoppen können.

„Als erstes Land hat Italien den Flugverkehr gestoppt, aber auch das hat nicht geholfen.“ Viel mehr müssten die Regeln wie Maske tragen eingehalten werden. Auch RKI-Chef Wie­ler sieht Flugzeuge per se nicht als Infektionstreiber, eher das Einhalten von Abständen beim Einsteigen in das Flugzeug könnten ein Problem sein.

Gleichzeitig behalte man auch das Infektionsgeschehen in einzelnen europäischen Regio­nen im Blick. Die Reisewarnung, die es beispielsweise für die Türkei gibt, bekräftigte Spahn noch einmal. „Wenn die Türkei uns täglich regional differenzierte Daten zu Infekti­o­nen liefern könnte, dann wäre es einfacher.“

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer forderte von der Bundesregierung gemeinsam mit den spanischen Behörden „eine Kampagne gegen die Bildung eines möglichen Hotspots Mallorca“. Es sei kaum vorstellbar, wenn sich infizierte Urlauber anschließend auf ganz Deutschland verteilten. „Das wäre der Turbo für die zweite Welle", warnte Theurer.

Der Linken-Gesundheitspolitiker Achim Kessler rief die Regierung auf, „jetzt Vorkeh­run­gen für eine mögliche zweite Infektionswelle zu treffen“. Sämtliche Planungen und Über­legungen müssten öffentlich gemacht werden, forderte er.

bee/afp

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