Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie 2030: Bislang zwei von sechs Zielen erreicht

Berlin – Von den in der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) 2030 angestrebten sechs Zielen für die Bereiche Antibiotikaresistenz und Antibiotikaverbrauch hat Deutschland mittlerweile zwei erreicht. Das geht aus einer Übersicht hervor, die das Robert-Koch-Institut (RKI) anlässlich der Welt-Antibiotikawoche (World AMR Awareness Week) vom 18. bis 24. November und des morgigen Europäischen Antibiotikatags veröffentlicht hat.
Der Aktionsplan von DART 2030 sieht vor, dass für vier Erreger-Antibiotika-Kombinationen die Inzidenz von Blutstrominfektionen bis 2030 gesenkt wird. Ausgangswert ist die Inzidenz der Blutstrominfektionen von 2019.
Erstens soll die Inzidenz von Blutstrominfektionen mit Escherichia coli mit Resistenz gegen Cephalosporine der dritten Generation bis 2030 um 12 Prozent gegenüber 2019 reduziert werden.
„Nachdem die Inzidenzen von Blutstrominfektionen während der COVID-19-Pandemie zunächst rückläufig waren, steigen sie seit 2022 wieder an und liegen nun erstmals deutlich oberhalb des für 2030 definierten Ziels“, berichtet das RKI.
Zweitens soll die Inzidenz von Blutstrominfektionen mit Carbapenem-resistenten Klebsiella pneumoniae bis 2030 um 2 Prozent gegenüber 2019 reduziert werden.
Auch dieser Zielbereich ist nicht erreicht, im Gegenteil: Die Inzidenzen von Blutstrominfektionen steigen laut dem RKI seit 2020 kontinuierlich und liegen mit einer Zunahme um 65 Prozent zum Ausgangswert 2019 weit über den Zielvorgaben für 2030. Aber die Inzidenz ist laut dem Institut mit weniger als einem Fall pro 100.000 Einwohnern insgesamt gering.
Die Inzidenz von Blutstrominfektionen mit Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) soll drittens bis 2030 um zehn Prozent gegenüber 2019 reduziert werden.
Diese Zielvorgaben sind bereits seit 2021 erreicht. „Seit 2023 sind jedoch leicht steigende Tendenzen bei den Inzidenzen zu beobachten“, warnt das RKI.
Die Inzidenz von Blutstrominfektionen mit Vancomycin-resistenten Enterococcus faecium soll bis 2030 um 20 Prozent gegenüber 2019 reduziert werden. Auch hier liegen die Inzidenzen bereits im Zielbereich.
Laut DART 2030 soll der Gesamtverbrauch von Antibiotika in der stationären und ambulanten Versorgung um neun Prozent im Vergleich zu 2019 gesenkt werden. Dies ist noch nicht erreicht. Analysen des RKI zeigen im Gegenteil, dass der Gesamtverbrauch in Deutschland 2024 im Vergleich zu 2023 leicht gestiegen ist – von 13,3 auf 13,8 DDD/1.000 Einwohner/Tag.
Sechstens soll der Anteil der sogenannten Access-Antibiotika am Antibiotikagesamtverbrauch bis 2030 mindestens 65 Prozent betragen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet Antibiotika nach der Breite ihres Wirkspektrums und ihrem Einsatzbereich von unkomplizierten Infektionen bis zu Infektionen mit multiresistenten Erregern.
Dabei werden die Kategorien Access-, Watch- und Reserve-Antibiotika unterschieden. Access-Antibiotika sind solche, die bevorzugt und breit verfügbar eingesetzt werden sollen, da sie eine geringere Resistenzgefahr bergen und bei vielen häufigen Infektionen wirksam sind. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Amoxicillin und Doxycyclin. Laut dem RKI lag der Anteil der Access-Antibiotika am Antibiotikagesamtverbrauch im Jahr 2024 bei 62,8 Prozent und damit noch nicht im Zielbereich.
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