Deutsche Krebshilfe erhielt 35 Millionen Euro an Spenden

Bonn – Die Deutsche Krebshilfe hat im vergangenen Jahr 35 Millionen Euro an Spenden erhalten. 2022 gaben mehr als 344.000 Privatpersonen und etwa 6.330 Unternehmen Geld an die Stiftung, wie diese heute in Bonn mitteilte. Damit spendeten weniger Privatpersonen, aber mehr Unternehmen als im Jahr zuvor.
Insgesamt konnte die Stiftung somit zwar weniger Spenden einsammeln – 2021 waren es noch 36,1 Millionen Euro gewesen. Die Gesamtsumme, die auch Erbschaften und Erträge aus Zins- und Wertpapieren beinhaltet, lag aber mit 165 Millionen Euro in 2022 über den eingenommenen 152,2 Millionen Euro in 2021.
Die Spendensumme versteht der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven als erneuten Vertrauensnachweis der Bevölkerung: „Wir sind überaus dankbar für das nach wie vor große Engagement der Bürgerinnen und Bürger unserer Landes für ihre krebskranken Mitmenschen.“
Das sei insbesondere bemerkenswert, weil das vergangene Jahr für viele Menschen angesichts des Kriegs in Europa, der Energiekrise und der steigenden Lebenshaltungskosten sehr belastend gewesen sei.
Fördergelder für 124 neue Projekte
Das Geld soll in 124 neue Projekte und Initiativen fließen. Ein Förderschwerpunktprogramm liegt etwa auf einer besseren onkologischen Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund.
Denn sprachliche und kulturelle Barrieren bergen die Gefahr eines eingeschränkten Zugangs zum Gesundheitssystem und somit zu Defiziten in der Patientenversorgung. Dafür wendet die Deutsche Krebshilfe insgesamt drei Millionen Euro auf.
Eines der Projekte trägt den Namen IntVeM (Integratives Versorgungsmodell für onkologisch erkrankte Menschen mit Migrationshintergrund und Sprachbarrieren).
„Wir wollen sicherstellen, dass Menschen mit einem Migrationshintergrund die gleiche Qualität der Versorgung erhalten wie alle anderen Patienten“, sagte Johannes Selbach, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie, Medizinisches Versorgungszentrum Onkologie Duisburg-Nord sowie Mitglied im Fachausschuss „Versorgungsmaßnahmen und -forschung“ der Deutschen Krebshilfe.
„Dies kann etwa durch kultursensible und mehrsprachige Unterstützung und spezielle Schulungen für medizinisches Personal erreicht werden. Ziel ist es, dass die in den geförderten Projekten gewonnenen Erkenntnisse in die medizinische Regelversorgung einfließen.“
Charakterisierung des Mikrobioms des Pankreaskarzinoms
Ein weiteres Forschungsprojekt zum Mikrobiom von Bauchspeicheldrüsenkrebs wird mit 410.000 Euro gefördert. Denn das Pankreaskarzinom ist eine der tödlichsten Krebsarten und wird oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt und haben oft schwerwiegende Nebenwirkungen.
Ursache für die Therapieresistenz von Bauchspeicheldrüsenkrebs könnte neben der genetischen Heterogenität der Tumoren auch das Tumor-Microenvironment sein beziehungsweise das Mikrobiom des Tumors und dessen Bakterien, die sich innerhalb des Karzinoms angesiedelt haben.
„Wir wissen bereits, dass bestimmte Stoffwechselprodukte dieser Bakterien die Wirkung von Krebsmedikamenten negativ beeinflussen können“, erklärte Volker Ellenrieder, Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen.
Zudem würden Patienten, die sehr lange mit diesem Tumor überlebt hätten, eine grundlegend andere Zusammensetzung ihres Mikrobioms aufweisen als Patienten, die bereits kurze Zeit nach der Diagnose verstorben seien. „Dies werden wir nun genauer untersuchen.“
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